Warum es in den Neuen Bundesländern nie
einen wirtschaftlichen Aufschwung geben wird, trotz 100 Milliarden Euro
jährlich.
Autor: Siegfried Bauer
Wir schreiben das Jahr 2005. In Ostdeutschland
herrschen besonders katastrophale Zustände. Einmalig auf der Welt. Kein anderes
Land hat jemals so viel „Aufbauhilfe“ bekommen und trotzdem bleibt es das
Armenhaus Europas. Die Firmenpleiten erreichen jedes Jahr neue Rekorde.
Die Arbeitslosigkeit steigt trotz Abwanderung, ABM,
Lohnsubventionen, Ich-AG´s u.s.w. immer weiter. Die Kommunen und Länder
stehen vor einem wirtschaftlichen Kollaps. Die Haushalte werden nur noch durch
Umleitung der Fördermittel und immer neuen Schulden finanziert. Steuereinnahmen
sind Fremdwörter, mit ganz wenigen Ausnahmen.
Diese Entwicklung hatte ich bereits 1995
vorhergesagt und dies in mehreren Schreiben an die Chemnitzer
Staatsanwaltschaft dokumentiert. In diesen Schreiben brachte ich meinen Unmut
auch dadurch zum Ausdruck, dass ich diese Institution als korrupt und kriminell
bezeichnete und dies ausführlich begründete.
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Doch erst mal zum Anfang, zum Kalenderjahr 1990.
Am 02. Juli 1990 mieteten mein damaliger
Geschäftspartner und ich ein Wohnmobil und fuhren nach Chemnitz. Diese Stadt
hatten wir rein zufällig ausgesucht. Genauso hätte es Dresden oder Leipzig
werden können. Jede Stadt sah gleich aus: Wie nach einem Bombenangriff. In den
Innenstädten ganze Häuserzeilen mit Abbruchhäusern. In Chemnitz sogar noch mit
Einschusslöchern aus dem Zweiten Weltkrieg versehen. Schlaglochpisten so weit
das Auge reicht. Autobahn Teilstücke mit Kopfsteinpflaster. Alles grau in grau.
Die Flüsse hatten jeden Tag eine andere Farbe. Man fühlte sich weit in die
Vergangenheit zurückversetzt.
Aber um die Jahrhundertwende war Chemnitz die
reichste Stadt Deutschlands. Vor dem Krieg eine der größten Industriemetropolen
Deutschlands. Heute die Hinterlassenschaft eines bankrotten, sozialistischen
Systems. Doch der jetzige erbärmliche Zustand barg auch eine noch nie da
gewesene Möglichkeit, in kurzer Zeit sehr viel Geld zu verdienen. Helmut hatte
ja blühende Landschaften versprochen und dieses Versprechen sollte mit
gigantischen Geldtransfers umgesetzt werden. Dass die damals veranschlagten
Milliarden nicht mal für die Renovierung des maroden Schienenverkehrs reichten,
wollte man 1989 nicht publik machen. Die Wiedervereinigung stand kurz bevor und
Helmut brauchte die Zustimmung der Bürger im Westen, damit er als
Einheitskanzler in die Geschichte eingehen konnte.
Die Bürger in der DDR wollten keine
Wiedervereinigung, sondern nur eine andere Regierung und Reisefreiheit. Mit
weitreichenden Zugeständnissen und vielen DM erkaufte sich Helmut das
Wohlwollen und die Zustimmung der Übergangsregierung der DDR für die
Wiedervereinigung. Doch Helmut hatte sich verrechnet. Nicht nur bei den
erforderlichen Aufbauhilfen, sondern auch bei der Mentalität der Bürger. Man
gewöhnte sich sehr schnell an die gigantischen, nie endenden
Milliarden-Transfers im Schlaraffenland.
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Die gigantische Geldverschwendung wurde im Wahlkampf
2005 in einen Vorteil umgewandelt. Frau Merkel und Herr Schröder machten immer
wieder auf die enormen Leistungen der Ost-Deutschen aufmerksam, was bisher
alles erreicht wurde und so. Für den Pöbel durchaus nachvollziehbar. Neu
renovierte Schlösser, Opernhäuser, Burgen, schöne Straßen, ein neues
Schienennetz, alles super. Oder doch nicht? Na ja, wenn ich Ihnen, mein lieber
Leser, 100.000.- € schenke und Sie sich die neueste S-Klasse dafür kaufen, dann
haben Sie es doch zu was gebracht, was Sie überall vorzeigen können, wo Sie
nachweisen können, wie erfolgreich Sie sind. Und die laufenden Unterhaltskosten
werden einfach durch einen nie enden wollenden Dispo finanziert.
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Mein Geschäftspartner und ich hatten im
Schwabenländle gutgehende Firmen, die uns ein ausreichendes Einkommen
bescherten. Er war Handelsvertreter und ein TOP-Verkäufer, ich war seit 1977 in
der Finanzbranche tätig. Am Anfang als Vermögensberater, wie fast jeder zweite
im Ländle, dann als Finanzmakler und seit 1980 hatte ich mich auf die
Wohnungsbau-Fördermittel der Landeskreditbank Baden-Württemberg und die
Abwicklung von Baufinanzierungen spezialisiert.
Es war für uns beide nicht leicht, unsere Firmen
aufzugeben und in einer neuen, ungewissen Zukunft wieder anzufangen. Lange
Diskussionen, in denen alle Vor- und Nachteile abgewogen wurden, gingen unserer
Reise voraus. Doch wir waren uns beide darin einig, dass wir eine solche Chance
kein zweites mal im Leben bekommen und wagten den Sprung ins kalte Wasser.
Nicht unerheblich zu unserer Entscheidung hatte auch
die enorme Unterstützung der Bausparkasse Schwäbisch Hall beigetragen, für die
wir eine Vertriebsorganisation in Chemnitz aufbauen wollten. Auch für die
Bausparkasse Schwäbisch Hall stand damals viel auf dem Spiel. Eine Vertriebsorganisation
gab es bisher nicht. Wir waren also das Versuchskaninchen und genossen jegliche
Unterstützung, vom Verkaufsleiter bis zum Vorstand. Der gute Name der
Bausparkasse Schwäbisch Hall war bereits in der DDR bekannt und davon
partizipierten wir nicht unerheblich.
Wir standen mit dem Wohnmobil in der Chemnitzer
Innenstadt, der Straße der Nationen, der am stärksten frequentierten Straße,
keine 100m vom „Karl-Marx-Kopf“ entfernt, dem Wahrzeichen der zweitgrößten
Stasi-Stadt der DDR. Beratungen führten wir im Wohnmobil durch, von dort aus
wir auch neue Mitarbeiter anwarben, die in Strömen zu uns kamen. Diese neue
Mitarbeiter, alle hoch motiviert und beeindruckt von unserem Auftreten, im
Anzug und Krawatte, waren schnell von unserer Idee, Bausparverträge zu
verkaufen, zu begeistern. Wir führten zweimal wöchentlich abends in der
Technischen Uni Schulungen durch, wo die neuen Mitarbeiter oft schon wieder
neue Mitarbeiter mitbrachten, ohne dass wir viel dazu beitragen mussten. Die
Verkaufszahlen nahmen für unsere damaligen Verhältnisse gigantische Ausmaße an.
Es flatterten Schecks mit 60.000.- DM und jeden Folgemonat immer mehr ins Haus.
Die Mitarbeiter waren sehr begeisterungsfähig und
für ein kleines Lob und Anerkennung unermüdlich im Einsatz. Eine Sparform, die
vom Staat mit einer hohen Prämie belohnt wurde und dann auch noch billiges
Baugeld zu bekommen, für eine Renovierung, oder den Erwerb eines Hauses, das
kam nicht nur bei den Mitarbeitern, sondern auch in der Bevölkerung gut an.
Tagsüber führten wir Beratungen im Wohnmobil durch. Auch die Bürger, die sich
nur mal das Wohnmobil von innen anschauen wollten, gingen mit einem
Bausparvertrag hinaus. Ehrensache. Die Kids hatten an den großen
Bausparfüchsen, die wir am Eingang platziert hatten, einen Narren gefressen und
zogen ihre Mamis zu uns. Die Kids bekamen einen kleinen Bausparfuchs und
strahlten wie ein Maikäfer und die Mamis hatten einen Bausparvertrag in der
Einkaufstasche und strahlten nicht weniger.
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Mal davon abgesehen, dass mein Geschäftspartner am
ersten Tag keine Ahnung von Bausparverträgen hatte, nur zugehört hatte,
verkaufte er bereits am zweiten Tag erfolgreich am zweiten Beratungstisch.
Bereits 3 Monate später, im Oktober 1990, mieteten wir uns im damals besten
Bürogebäude der Stadt, dem RAWEMA-Gebäude, genau gegenüber unseres
Stellplatzes, Büroräume. Einen Quadratmeter-Preis von über 50.- DM war für uns
zwar ungewöhnlich hoch, doch die immer höheren Umsatzzahlen und die damit
verbundene Verwaltung rechtfertigten diese exklusive Lage. Davon abgesehen war
es damals auch das einzige Bürogebäude in Chemnitz, das in einem akzeptablen
Zustand war, wo man auch mal Geschäftspartner aus dem Westen einladen konnte,
ohne Komplexe zu bekommen.
Unsere Mitarbeiter wären auch mit Büroräumen in einem
notdürftig renovierten Abbruchhaus einverstanden gewesen, da sie ja bisher
nichts anderes kannten. Natürlich waren alle stolz auf unsere neuen Büroräume,
in denen mein Partner und ich nun die Beratungen durchführten. Auf
Laufkundschaft waren wir nicht mehr angewiesen. Wir suchten weitere Mitarbeiter
über die örtliche Presse und führten die Schulungen immer noch in der
Technischen Uni durch.
Nach einem missglückten Anlauf fanden wir auch eine
hochqualifizierte Sekretärin, die sehr aufnahmefähig und intelligent war. Sie
hatte das gewisse Etwas. Sie beherrschte die Kunst mit Kunden umzugehen und die
Mitarbeiter kuschten vor ihr. Wenn ich mich mal nicht traute, den einen oder
anderen Mitarbeiter zur Schnecke zu machen, übernahm sie das erfolgreich.
Sie genoss jeglichen Respekt bei den Mitarbeitern, nicht nur weil sie gut
aussah, sondern weil sie auch sehr dominant war. Sie hat viel zum Erfolg der
Firma beigetragen.
Mit dem Einigungsvertrag am 03. Oktober 1990 änderte
sich das Bausparkassengesetz wesentlich. Die Prämien wurden stark reduziert und
von der wohnwirtschaftlichen Verwendung abhängig gemacht. Die geniale Sparform
wurde drastisch eingeschränkt. Obwohl andere Vertriebsorganisationen nach wie
vor mit den bisherigen, für Neuverträge nicht mehr geltenden Bestimmungen
verkauften, wurden unsere Mitarbeiter auch über die Änderungen informiert.
Vielleicht lag es an mir, dass ich nicht mehr so überzeugend dieses Produkt
rüberbrachte, der Umsatz brach jedenfalls ein. Zwischenzeitlich hatten wir über
100 haupt- und nebenberufliche Mitarbeiter.
Bereits im Juli hatte ich eine Studentin kennen
gelernt, die alle meine Schulungen besuchte. Ich war damals 33 und sie
erst 20. Es entwickelte sich schnell mehr daraus. Wir mieteten uns eine Wohnung
in einer Chemnitzer Plattenbausiedlung, wo man Mühe hatte, bei Dunkelheit das
richtige Haus zu finden. Auch sie hat durch ihr Fachwissen und Engagement viel
zur Entwicklung der Firma beigetragen. Ohne diese Maus wäre die Expansion
dieser Firma und die Gründung der nächsten Firmen nicht so schnell möglich
gewesen.
Im Februar 1994 war sie auf der Titelseite der
Zeitschrift Capital abgebildet, in der wir mehrere Seiten über
Baufinanzierungen
referierten.
Der Umsatzrückgang durch die Änderung des
Bausparkassengesetzes veranlasste meinen Partner dazu, ein zweites Standbein
aufzubauen. Obwohl wir immer noch ein mehrfaches dessen verdienten, was wir im
Schwabenländle hatten, machte er sich Sorgen. Er gründete ganz allein eine
Partnervermittlung in einem anderen Bürogebäude, ca. 100 m entfernt und stellte
eine Sekretärin ein. Da er dort aber nur Ausgaben produzierte und keine
Einnahmen hatte, machte er zwei Monate später den Laden schon wieder dicht.
In der Zwischenzeit hatte ich ein zweites Produkt
eingeführt, die Fondsgebundene Lebensversicherung, die den Umsatzverlust aus
dem Bauspargeschäft nicht nur kompensierte, sondern zu noch höheren Schecks
führte. Wir konnten ja auf einen enormen Kundenbestand aus dem Bausparkassengeschäft
zurückgreifen. Doch dies überzeugte meinen Partner nicht, da er in ein paar
Monaten wieder Umsatzrückgänge erwartete. Anfang 1991 packte er seine Sachen
zusammen und siedelte wieder zurück zu seiner Frau ins Schwabenländle. Für die
Firma war dies kein Verlust, da er seit Monaten nur noch vorbei schaute, um mit
der Sekretärin zu flirten. Beratungen führte er schon lange nicht mehr durch.
An meinen Seminaren nahm er nur noch gelegentlich teil. Problematisch wurde es
nur, weil er das Geschäftskonto, das auf seinen Namen lief und ich nur eine
uneingeschränkte Vollmacht hatte, leer räumte und das Geld für ein Haus und ein
neues Auto ausgab. Er musste ja allen zeigen, wie erfolgreich er im Osten war.
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Die Hälfte des veruntreuten Guthabens vom
Geschäftskonto musste ich gerichtlich einklagen. Allerdings habe ich erst in
zweiter Instanz den Prozess gewonnen, da wir ja seit Jahren die besten Kumpels
waren und keine internen Verträge gemacht hatten. Hatte schon wieder was dazu
gelernt. Wenn es ums Geld geht, lernst du den Charakter eines Menschen kennen.
Auf die hälftigen Folgeprovisionen aus den Fondsgebundenen Lebensversicherungen
für die nächsten 4 Jahre verzichtete ich. Dies hatte er nicht meiner
Gutmütigkeit zu verdanken, sondern ausschließlich seinem Vater, der mich in
Chemnitz mehrmals besuchte. Nicht die „Selbstmord“ Absichten seines Sohnes
veranlassten mich dazu auf Folgeprovisionen zu verzichten, sondern er selbst,
der auch die gerichtlich eingeklagten Provisionen aus 1990 bezahlte.
Im Frühjahr 1991 wurden die Verwaltungsvorschriften
für Subventionen der Wohnungsbauförderung vom Sächsischen Staatsministerium des
Innern veröffentlicht. Als ich die Verwaltungsvorschriften in den Händen hielt,
hätte ich vor lauter Freude an die Decke springen können. Sie waren identisch
mit denen aus Baden-Württemberg, die ich ja auswendig konnte und mit denen ich
schon 10 Jahre lang im Westen mein Geld verdient hatte. Dies war meine
Chance. Mit meiner Freundin, die nun meine Geschäftspartnerin war, schmiedete
ich Pläne. Sie zweifelte aber daran, dass es möglich wäre, dass wir in unserem
Büro Darlehensanträge aufbereiteten und über die Stadt- bzw.
Gemeindeverwaltungen, bzw. über die Landratsämter und das
Regierungspräsidium weiterreichten, die diese dann an die Sächsische Aufbaubank
weiterleiteten. Sie war der Meinung, dass dieses Geschäft nur den Banken
vorbehalten war.
Wir machten wieder in der örtlichen Presse Werbung.
Auch über die Vertriebsorganisation, die immer noch fleißig Bausparverträge und
Fondsgebundene Lebensversicherungen verkaufte, bekamen wir viele Kunden
vermittelt, die ihr Haus renovieren oder ausbauen wollten. Andere wollten eine
neues Haus errichten. An den Erfolg glaubte niemand. Als der erste Kunde mit
seiner Darlehenszusage ins Büro kam, war das Eis gebrochen. Wir freuten uns
alle wie die Schneekönige. Was manche nicht für möglich gehalten hatten,
funktionierte also doch. Wir änderten die Geschäftspolitik. Von den über 100
Mitarbeitern aus der Vertriebsorganisation suchte ich mir die 12 Besten aus und
stellte denen meine Pläne vor. Ich wollte die Vertriebsorganisation auflösen
und die 12 Mitarbeiter ein halbes Jahr lang intensiv im Bereich der
Baufinanzierung und Subventionsdarlehen ausbilden. Jeder sollte für diese Zeit
monatlich 2.500.- DM bekommen. Für eine Entscheidung hatten alle ein paar Tage
Zeit. Dass dies kein Zuckerschlecken wird, wussten alle. Ich verlangte in
meinen Seminaren alles von den Mitarbeitern.
Das Geld für die Ausbildung von monatlich 30.000.- DM,
die Büromiete in Chemnitz in Höhe von 5.000.- DM, die Büromiete für das
erforderliche Büro in Zwickau, ebenfalls 5.000.- DM, zwei Sekretärinnen von
jeweils 3.500.- DM, Leasingraten für Kopierer usw. ....
... alles in allem müsste ich parallel zur Ausbildung
Beratungen durchführen, um die dann laufenden Kosten von ca. 50.000.- DM
monatlich zu finanzieren. Wäre auch hart für mich und meine Freundin. Ein paar
Tage später erhielt ich von allen zwölf Mitarbeitern eine Zusage, dass sie
damit einverstanden waren.
Es folgten Diskussionen mit meiner Freundin, bzw.
Geschäftspartnerin, auf derer Hilfe ich angewiesen war. Zusammen mit der
Sekretärin erledigte sie ein Großteil der Vorbereitungen für die
Darlehensanträge, z.B. die Wohnflächenberechnung, kubische Berechnung,
Grundriss-Änderungen usw.
Nebenher machte sie auch noch ein Studium in
Betriebswirtschaft, das sie allerdings mit einer eins vor dem Komma abschloss.
Sie stimmte zu. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Vorübergehend firmierten wir als
GbR, kurze Zeit später gründeten wir eine GmbH, wo sie als Geschäftsführerin
mit 5.000.- DM monatlich eingesetzt wurde.
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Wir lösten die Vertriebsorganisation auf. Von einer
bekannten Rechtsanwaltskanzlei in Heilbronn, die auch für die Bausparkasse
Schwäbisch Hall tätig war, lies ich mir niet- und nagelfeste Verträge für meine
Mitarbeiter ausarbeiten. Ein zweites mal wollte ich nicht noch mal solch einen
Fehler machen, wie mit meinem ursprünglichen Geschäftspartner.
Von nun an hatten meine Freundin und ich eine 100
Stunden Woche. Sonntags arbeiteten wir am liebsten, da hatte wir Ruhe. Die
Kunden standen jeden Tag ab 16.00 Uhr, nach Ende der Ausbildung auf dem Flur
Schlange. Einige kamen ohne Terminabsprache und warteten bis 22.00 Uhr und
länger, bis sie dran kamen. Wenn jemand z.B. ein Mehrfamilien-Wohnhaus
besaß, bekam er ohne zusätzliche Eigenmittel Darlehen bis zu 1.950.- DM/qm mit
0,50% Anfangszins. Dieser Zins wird alle 2 Jahre um 1% höher. Zumindest 10
Jahre lang hatte jeder dadurch einen finanziellen Überschuss, vorausgesetzt die
Mieter zahlen die Miete. Durch den Überschuss innerhalb der ersten 10 Jahre,
den wir in einem Rentenfond beim Frankfurt Trust anlegten, hätte der Kunde
einen Großteil seiner Schulden nach 10 Jahren ablösen können.
Ein geniales System, wo die überall umherschwirrenden
Versicherungsvertreter nicht mithalten konnten. Versicherungsschutz bekamen
unsere Kunden in Form einer Risiko-Lebensversicherung bei einer
Direktversicherung. Baufinanzierungsberater verschiedenster Banken tarnten sich
als Kunden, um sich bei uns beraten lassen zu können, damit sie auch mal einen
Fall auf die Reihe bekamen.
Im Herbst 1991 eröffneten wir unsere Zweigstelle in
Zwickau. Eine ganze Etage in einer neu sanierten Villa. Ein Traum, wo das
Arbeiten viel Spaß gemacht hat. Dies war der Freien Presse, der örtlichen
Zeitung, einen Platz auf der Titelseite wert. Die von mir ursprünglich
kalkulierten 5.000.- DM Miete waren gut geschätzt. Zwischenzeitlich wurde auch
die Rechtsaufsichtsbehörde auf uns aufmerksam. Wir wickelten nicht nur private
Finanzierungen ab, sondern auch kommunale. Jeder Antrag, der unser Büro
verlassen hatte, wurde von der Sächsischen Aufbaubank bewilligt. Stadtkämmerer,
die über KfW, oder normale Bankdarlehen ihren kommunalen Bestand finanzieren
wollten, wurden in unsere Büros geschickt.
Als die Ausbildung meiner Mitarbeiter beendet war, elf
waren noch übrig geblieben, hielt ich auf mehreren Landratsämtern Seminare über
die Wohnungsbauförderdarlehen. Die Bürgermeister, bzw. Stadtkämmerer wurden von
der Rechtsaufsichtsbehörde dazu verpflichtet, an diesen Seminaren, die ich
kostenlos durchführte, teilzunehmen. Die Bürgermeister hatten so schon mit
einer Flut von Verwaltungsvorschriften zu kämpfen und wollten sich nicht noch
eine zusätzliche Arbeit aufhalsen. Sie schickten alle Interessenten in unsere
Büros. Dass wir die kommunalen Bestände finanzierten, war selbstverständlich.
Von 1991 bis 1995 wickelten unsere zwei Büros ca. 10%
der gesamten Wohnungsbauförderdarlehen im Regierungsbezirk Chemnitz ab. Das
waren so zwischen 50 – 60 Millionen jährlich. Dazu kamen noch Hypotheken- und
Bauspardarlehen in gleicher Höhe. In diesen fünf Jahren hatten wir
Honoraransprüche von 3,5 Millionen DM erwirtschaftet. Das Honorar war
erfolgsabhängig und erst bei der ersten Auszahlung fällig.. Unsere Büros haben
also nicht unerheblich zum Aufschwung Ost beigetragen. Ein bis zweimal in
der Woche organisierte meine Partnerin Informationsveranstaltungen über die
Wohnungsbauförderungsprogramme in größeren Gemeinden. Diese fanden regen Zuspruch.
Die Terminkalender meiner Mitarbeiter füllten sich jedes mal.
Auf Bitten eines Mitglieds im Finanzausschuss nahm ich
eine Einladung der Stadt Chemnitz wahr und stellte die Förderprogramme auch in
einer Finanzausschusssitzung vor. Mehrere Ausschussmitglieder betitelten mich
als Betrüger, dass es so was nicht geben könnte. Ich packte meine Unterlagen
zusammen und verlies die Sitzung wortlos.
Probleme gab es ausschließlich in Chemnitz. Das
Wohnungsbauförderungsamt, das die Anträge prüfen, ins Kontingent mit aufnehmen
und an die Sächsische Aufbaubank weiterleiten muss, blockierte am Anfang
jegliche Zusammenarbeit. Ohne Scheine in den Anträgen läuft halt nichts,
dachten die sich. Ein Seminar im Chemnitzer Landratsamt für die Bürgermeister
der Umlandgemeinden wurde ohne Begründung abgelehnt. Sämtliche Anträge,
die wir über dieses Landratsamt eingereicht hatten, wurden wieder
zurückgeschickt, mit der Begründung, dass dies und das fehlen würde, die
Wohnflächenberechnung falsch wäre usw.
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Ich packte alle Darlehensanträge ein und fuhr nach
Dresden zur Sächsischen Aufbaubank. Dort erläuterte ich das Problem. Die
Anträge wurden entgegengenommen und geprüft. Alle Anträge waren vollständig und
korrekt. Einer Bewilligung stand nur die Aufnahme ins Chemnitzer Kontingent im
Weg.
Jedes Landratsamt hatte nur bestimmte Mittel zur
Verfügung. Alle Anträge, die zur Sächsischen Aufbaubank weitergeleitet werden,
müssen bei den verfügbaren Mitteln berücksichtigt werden, so lange, bis das
Geld aufgebraucht ist. Der damalige Direktor der Sächsischen Aufbaubank setzte
sich mit dem Staatsministerium des Innern in Verbindung und schilderte das
Chemnitzer Problem. Daraufhin bekamen wir eine Ausnahmegenehmigung vom
Staatsministerium des Innern, dass alle Anträge, die Chemnitz betreffen und
über das Chemnitzer Landratsamt eingereicht werden müssten, direkt zur
Aufbaubank weitergeleitet werden können. Die dann nach Prüfung und Bewilligung
der Anträge die Darlehensbeträge nach Chemnitz weitergaben, damit die Anträge
im Chemnitzer Kontingent berücksichtigt werden. Erst ab 1993 reichten wir
Darlehensanträge wieder über das Chemnitzer Landratsamt ein, die dann
ordnungsgemäß an die Sächsische Aufbaubank weitergeleitet wurden, auch ohne
Scheine im Antrag. Von über 1000 Darlehensanträgen hatten wir lediglich eine
Absage erhalten, da uns der Kunde bestehende Kredite für Auto und
Wohnungseinrichtung verschwiegen hatte. Zwischenzeitlich schickte
uns sogar das Wohnungsbauförderungsamt in Chemnitz Kunden vorbei, die Probleme
bei der Abwicklung hatten, oder sich z.B. die Baukosten massiv erhöht hatten
und die bewilligten Darlehen nicht mehr zur Begleichung der Rechnungen
ausreichten. Wir überarbeiteten die Finanzierungen und die Kunden konnten ihre
Handwerkerrechnungen bezahlen. Die meisten Konkurse von Handwerkern war auf
diese Situation zurückzuführen, weil die Hausbanken keine nachrangigen Darlehen
gewährten und so die Handwerker auf offenen Rechnungen sitzen blieben.
Anfang 1994 ging der Umsatz im Zwickauer Büro enorm
zurück. Zweimal in der Woche schaute ich vorbei, um schwierige Fälle
durchzusprechen. Jedes mal hatten die Berater alle Hände voll zu tun. Kunden
standen sich im Treppenhaus die Hacken platt. Eines Tages hatte ich im
Zwickauer Büro wichtige Unterlagen vergessen, die ich am nächsten Tag in
Chemnitz benötigte. Ich fuhr Mitte in der Nacht nach Zwickau. Meine Unterlagen
lagen auf dem Beratertisch eines Mitarbeiters. Dort lag auch ein
Finanzierungsauftrag dieses Mitarbeiters, der aber nicht über unser Büro ausgestellt
war, sondern auf ihn selbst. Sein Schreibtisch war nicht verschlossen. Ich nahm
mir ein paar Akten raus und suchte die Finanzierungsaufträge. Alle waren auf
seinen Namen ausgestellt und das Honorar wurde auf sein privates Konto bezahlt.
Beim nächsten Mitarbeiter das selbe. Jetzt wusste ich, warum der Umsatz weniger
wurde, obwohl die Kunden Schlange standen.
Zufällig hatte ich ein paar Tage vorher im Chemnitzer
Büro mitbekommen, dass die Chemnitzer Sekretärin Mahnungen an Zwickauer Kunden
verschickt hatte, weil noch kein vertraglich vereinbartes Erfolgshonorar
bezahlt wurde. Die Kunden riefen im Büro an und beschwerten sich, da sie das
Geld sogar in bar im Zwickauer Büro bezahlt hatten und auch eine Quittung
erhielten. Alle sagten übereinstimmend, dass sie 10% Nachlass erhielten, weil
sie die Rechnung bar bezahlt hatten. Und jetzt noch die Finanzierungsaufträge
in eigenem Namen, in unserem Büro. Ich fuhr nach Chemnitz zurück und erzählte
dies meiner Partnerin. Sie hatte bereits mit den Zwickauer Beratern wegen den
„Barzahlungen“ Kontakt. Von den Finanzierungsaufträgen, die von den
Beratern in eigenem Namen abgeschlossen wurden, wusste sie noch nichts.
Am nächsten Morgen war ich der erste im Zwickauer
Büro. Die Chemnitzer Sekretärin hatte auf Anweisung meine Termine an diesem Tag
abgesagt. Um 9.00 Uhr kamen die Zwickauer Berater und die Sekretärin ins Büro.
Ich forderte die Berater auf, im Sekretariat Platz zu nehmen und konfrontierte
sie mit den Finanzierungsaufträgen, die in eigenem Namen ausgestellt wurden,
sowie den Geldern, die unterschlagen wurden. Sie drucksten nur herum. Eine
Antwort bekam ich nicht. Auch solche Machenschaften hatte mein Anwalt in weiser
Voraussicht in dem Vertrag berücksichtigt, den ich mit allen abgeschlossen
hatte. Sie waren der Firma zu Schadensersatz verpflichtet. Die Mitarbeiter
und die Sekretärin hatten noch die Gelegenheit, ihre persönlichen Sachen
zusammen zu packen und dann warf ich sie hinaus. Das Schloss wechselte ich aus.
Neue Geschäfte wurden nicht mehr angenommen. Bestehende Finanzierungen wickelte
ich ordnungsgemäß ab und wir gaben das Zwickauer Büro auf. Aber auch in
Zwickau und Umgebung gab es nicht wenige Bürger, die sich auf den Weg nach Chemnitz
machten, damit ihre Finanzierung in unserem Büro abgewickelt werden konnte.
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Die Berater waren der Meinung, dass sie Finanzierungen
auch ohne einen Wessi abwickeln können. Sie eröffneten ein Büro. Ein paar
Monate später schlossen sie es wieder mangels Umsatz. Nun standen sie wieder
dem Arbeitsamt zur Verfügung. Nur einer ist noch in diesem Bereich tätig. Dank
seiner Frau, die als Lehrerin ein gutes Gehalt bekommt und ihn durchfüttern
kann. Die Prozesse gegen die Mitarbeiter habe ich beim Landgericht
verloren. Das ehrenwerte Gericht hat einfach die Verträge außer Kraft gesetzt
mit der Begründung, dass diese nicht auf die Neuen Bundesländern angewendet
werden könnten. Nur die Unterschlagung der Gelder wurde strafrechtlich
verfolgt. Für 5-stellige Beträge gab es ein paar Monate Bewährung. Von dem Geld
haben wir natürlich nie wieder was gesehen.
Auch das Chemnitzer Büro haben wir dann, zusammen mit
den anderen Firmen, Ende1995 aufgelöst. Die Probleme mit der Firma Fachbüro für
Baufinanzierung Vermittlungs GmbH waren noch die kleinsten. Deswegen hätten wir
nicht alle Firmen aufgelöst. Die Entscheidung, alle Firmen aufzulösen, hatte
viel schwerwiegendere Gründe. Andere Investoren waren schlauer als wir und
hatten ihre Firmen aus den gleichen Gründen schon viel früher aufgelöst. Nicht
weil keine Arbeit da gewesen wäre, ganz sicher nicht, sondern die zig
Straftaten, die gegen mich, meine Partnerin und gegen unsere Firmen verübt
wurden, teilweise sogar mit Unterstützung der Ordnungshüter. Und wenn mal ermittelt
wurde, hat die Staatsanwaltschaft die Verfahren sofort wieder eingestellt,
mangels öffentlichem Interesse. Die Jungs hatten einen Freibrief für Straftaten
gegen Westbürger und andere Ausländer und machten davon regen Gebrauch.
Die Jahre 1991 und 1992 verbrachten wir fast
ausschließlich mit Arbeiten. Hundert Stunden in der Woche waren üblich.
Doch alles machte so unheimlich viel Spaß, dass der Wunsch nach Urlaub
erst gar nicht aufkam. Auch die Mitarbeiter waren unheimlich fleißig.
Überall nette und freundliche Leute, die so happy
waren, dass sie die 1990 erlangte Freiheit genießen konnten. Außerdem konnte
man sich jetzt alles kaufen, was man vorher nur im West-Fernsehen oder
Inter-Shop gesehen hatte. Ein fortwährender Kaufrausch setzte ein, der sämtliche
finanziellen Rücklagen schnell aufbrauchte und die monatlichen Raten für die
Konsum-Kredite das Leben immer weiter einschränkte. Ab 1993 änderte sich
die Stimmung in der Bevölkerung dramatisch. Die meisten sozialistischen
Betriebe hatten geschlossen. LPG´s wurden von Maschinen bewirtschaftet, wo
bisher tausende beschäftigt waren. Die Textilindustrie wurde nicht mehr
subventioniert und konnte mit den Billiglohnländern nicht mehr mithalten. Die
Qualität war trotz veralteter Maschinen hervorragend. Vor der Wende waren die
Absatzmärkte in Westdeutschland bei Neckermann und Co.
Musterbetriebe aus der DDR-Zeit, die von Westbürgern
mit zig Millionen Fördermitteln übernommen wurden, hatten oft kurz nach der
Übernahme Insolvenz angemeldet. Die Fördermillionen waren verschwunden. Alles
ganz legal. Der Subventionsbetrug, von cleveren Anwälten aus dem Westen
gesteuert, politisch toleriert, strafrechtlich selten verfolgt, erreichte
seinen Höhepunkt. Diese Art der „legalen“ Geldvermehrung machte viele
Anwaltskanzleien und deren Klientel aus dem Westen sehr reich, aber die
Existenzen von mehreren hunderttausend Arbeitnehmern wurden so vernichtet. Die
gigantischen Fördermittel waren dafür geplant, die Maschinenparks zu
modernisieren, um konkurrenzfähig zu produzieren und somit Arbeitsplätze zu
erhalten, bzw. noch neue geschaffen werden. Und wenn mal ein Staatsanwalt die
Ermittlungen aufnahm, wurde er sofort von seinem Ministerium wieder
zurückgepfiffen. Die Treuhand hat sehr viel Schaden angerichtet und das Leid
von Hunderttausenden auf dem Gewissen. Aber was ist dieses Leid gegen ein paar
Bündel Scheine in den Händen, bzw. auf einem Schweizer Konto.
Immer mehr Bürger wurden ruiniert. So setzte die
Abwanderungswelle in den Westen ein, wo es immer noch Arbeit gab und der
Lohn oft doppelt so hoch war, wie im Osten. Eine der größten Sparkassen
Ost-Deutschlands, die Chemnitzer Sparkasse, hatte deshalb große
Liquiditätsprobleme. Zig-tausend Bürger verließen ihre gerade erst fertig
gestellten Häuser, weil sie arbeitslos geworden waren und wanderten in den
Westen ab. Mieter waren nicht mehr zu finden. Bei Versteigerungen blieben die
Banken auf den Immobilien sitzen. Die Kredite wurden nicht mehr bedient. Ende
der neunziger Jahre erreichte dieser Zustand seinen Höhepunkt.
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Aber bereits 1993 fing das Chaos an. Wir merkten noch
wenig davon. Unser Geschäft boomte. Fördermittel gab es in Hülle und Fülle. Und
es gab immer noch genügend Bürger und Städte, die ihre Häuser sanieren wollten.
Nur das allgemeine Klima verschlechterte sich dramatisch.
In Heerscharen überschwemmten selbst ernannte
Finanzmakler das Land. Versicherungen wurden immer öfter unter falschen
Voraussetzungen verkauft. Z.B. eine Vertriebsorganisation der Karlsruher
Versicherung erzählte den Bürgern, dass sie nach zwei Jahren die
Versicherungssumme von jeder Bank zinslos erhalten würden. So wurde den Bürgern
die letzten Pfennige aus dem Geldbeutel gezogen. Nach zwei Jahren hatten die
Leute null Guthaben auf den Policen und keine Bank konnte das Versprechen einlösen.
Doch dann war es für die meisten schon zu spät. Die Vermittler hatten ihr Geld
verdient, da die Stornohaftung nur 2 Jahre betrug. Dieses Verhalten wollte ich
mit dem damaligen Filialdirektor der Karlsruher in München telefonisch klären.
Doch der meinte nur: “Herr Bauer, was interessiert mich das, wie die da drüben
verkaufen. Da kommen jeden Monat 20 Millionen rüber”. Er tolerierte diesen
Betrug.
Ein Gespräch mit einem Reporter der Freien Presse, der
daraus zwei Artikel machte, beendete diesen Spuk. Die Vertriebsorganisation der
Karlsruher wurde aufgelöst und die Veranstalter packten ihre Koffer. Eine
Stornowelle erschütterte die Karlsruher Versicherung. Auch die Kunden, denen
die Versicherungen korrekt verkauft wurden, kündigten ihre Policen.
Massenarbeitslosigkeit entstand durch die hohen
Subventionen, die nicht in die Betriebe flossen, sondern in die Taschen
weniger skrupelloser Geschäftsleute und Beamten abgezweigt wurden, die halt
Beziehungen haben, wie einer es selbst nannte. Die Schuldigen für die
geplatzten Träume waren schnell entlarvt: Westbürger und Ausländer. Die ersten
Anti-West Parolen waren schon zu hören. Es kam immer öfter zu massiven
Übergriffen auf Westbürger und andere Ausländer. Statistisch wurde allein in
Chemnitz jede Woche ein Ausländer abgemurkst. Die Täter hatten strafrechtlich
nichts zu befürchten. Nicht selten schauten Uniformierte tatenlos zu. Und wenn
sich Ausländer wehrten, wurden sie ruck zuck verurteilt und kamen ins
Gefängnis, oder wurden abgeschoben.
Doch das tatsächliche Problem, die enorme Abwanderung,
war damals noch nicht zu erkennen. So hat sich z.B. die Einwohnerzahl von
Chemnitz innerhalb von 15 Jahren halbiert. Nur durch die Eingemeindung
umliegender Städte wurde die Einwohnerzahl stabilisiert. Übrig geblieben sind
die Rentner und die Chaoten, die sich dort ungehindert austoben können.
Vandalismus an jeder Straßenecke gehört zum Stadtbild. Und so bald es dunkel
wird, fahren die Straßenbahnen ohne Gäste, weil sich keiner mehr auf die Straße
traut.
Aber auch wir hatten ein Problem. Wir mussten sehr
viel Steuern bezahlen. Also mussten auch wir etwas dagegen machen und kauften
Mehrfamilien-Wohnhäuser, die wir sanierten und vermieteten, bzw. in
Eigentumswohnungen umwandelten und teilweise an Selbstnutzer und Kapitalanleger
verkauften.
Die Immobilienschiene bauten wir 1993 auf. Das letzte
Objekt kauften wir im Frühjahr 1995 und verkauften es unsaniert, aber mit einer
Darlehenszusage über Fördermittel, mit 60.000.- DM Gewinn an eine Baufirma Ende
1995 weiter. Auch diese Firmen meldeten wir Ende 1995 ab.
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Das Jahr 1993 hat wegen einer anderen Sache mein Leben
verändert. Nun hatten wir fast drei Jahre lang ununterbrochen gearbeitet. Meine
Freundin und ich wollten im Sommer zwei Wochen an die Costa Brava zum campen
fahren. Auch meinen damals 16-jährigen Sohn wollten wir mitnehmen. Doch kurz
vor Beginn der Urlaubsreise wurde ein wichtiges Examen vorverlegt, an dem meine
Freundin teilnehmen musste. Ich wollte die Reise verschieben, doch damit war
sie nicht einverstanden und überredete mich, nur mit meinem Sohn Urlaub zu
machen. Von Spanien aus rief ich fast täglich im Büro an. In den letzten Tagen
des Urlaubs hatte mein Sohn seine erste große Liebe, eine 18-jährige
Schweizerin kennen gelernt und nun turtelte er den ganzen Tag nur noch mit ihr
rum. Sie wollten zwei Tage länger dort bleiben als wir. Deshalb nervte mich
mein Sohn laufend, auch noch zwei Tage länger Urlaub zu machen.
Am Vorabend des letzten Urlaubstags rief ich im Büro
an und wollte mich erkundigen, ob eine Verlängerung um zwei Tage zu
verschmerzen wäre. Doch im Büro meldete sich niemand. War Sonntag. Ich rief zu
Hause an. Auch dort meldete sich niemand. Meine kleine Zuckerschnecke konnte
nur noch bei ihrer Mama sein, dachte ich und rief dort an. Tatsächlich, sie war
dort. Ich schilderte ihr den Sachverhalt und sie stimmte sofort der
Verlängerung um zwei Tage zu. Beratungstermine hatte sie erst in der Folgewoche
vergeben. Mein Sohn war überglücklich, als ich ihm die Verlängerung des
Urlaubs mitteilte Zwei Tage später starteten wir die Heimreise und fuhren die
1000 km non-stop. Meinen Sohn setzte ich zu Hause ab und fuhr weiter Richtung
Chemnitz.
So gegen 21.00Uhr hielt ich an der damaligen Zwickauer
Autobahntankstelle und rief meine Freundin an. Sie war noch im Büro. Dort
wollte sie warten, bis ich da bin, weil noch ein paar wichtige Sachen zu
besprechen waren. Eine halbe Stunde später war ich in Chemnitz, stellte das
Wohnmobil direkt vor das Bürogebäude und ging hinein. Auf dem Flur, vor unserem
Büro standen ein halbes Dutzend Personen. Mich graute. So spät und nach der
langen Reise noch Beratungen durchführen, das passte mir ja gar nicht. Einer
der Personen fragte mich, ob ich Siegfried Bauer bin. Ich bejahte diese Frage.
Daraufhin zeigten mir alle Personen ihren Dienstausweis. Es waren Leute von der
Kripo. Ich bat sie, mit ins Büro zu kommen. Wir gingen hinein, ich begrüßte
meine Freundin und stellte die Personen vor. Ich fragte sie, was sie auf dem
Herzen hatten. Sie waren tot ernst.
Der Anführer der Gruppe sagte, dass von der
Staatsanwaltschaft in Schwäbisch Hall ein Haftbefehl gegen mich vorliegt. Ich
hätte zwei Tage vorher in Öhringen, bei Schwäbisch Hall einen Geldtransporter
überfallen und einen Wachmann erschossen. Mehrere Zeugen hätten mich auf Grund
eines Phantombildes erkannt und zweifelsfrei identifiziert. Nun erkannte ich
den Ernst der Lage. Das heißt lebenslang Knast. Meine Freundin war total
geschockt. Ich überlegte und sagte den Beamten, dass ich gerade aus Spanien
komme, wo ich die letzten 16 Tage Urlaub machte. Er fragte mich, ob ich dies
beweisen könnte. Die Quittung vom Campingplatz hatte ich im Wohnmobil. Wir
gingen hinunter und ich zeigte ihnen die Aufenthaltsbestätigung vom
Campingplatz. Sie funkten nun zu ihrer Zentrale und teilten denen das mit. Ein
paar Minuten später wurde zurückgefunkt, dass sie mich festhalten sollten, bis
Interpol dies überprüft hätte. Wir redeten über dies und das. Die Beamten
machten einen lockeren Eindruck. Eine Stunde später kam der Funkspruch von der
Zentrale, dass Interpol mein Alibi überprüft hatte und alle Camper, die in der
Nähe von uns waren, sowie die Dame an der Rezeption mein Alibi bestätigten. Die
Beamten entschuldigten sich sogar für diesen Vorfall und verabschiedeten sich.
Ich ging wieder ins Büro zurück. Mir wurde auf einmal ganz schlecht.
Diese Sache beschäftigte mich mehrere Tage lang und
ich recherchierte auch. Das Telefon im Büro und zu Hause wurde schon seit
Wochen abgehört. Dass ich den Urlaub verlängert hatte, teilte ich ja meiner
Freundin mit, als sie bei ihrer Mutter war. Der Überfall fand am Montag Abend
statt. Also hätte dies exakt gepasst, wenn ich den Urlaub nicht verlängert
hätte. Unser Schwäbisch Haller Staatsanwalt, ein leidenschaftlicher Zocker, der
die Möglichkeit zum Abhören von Telefonaten hatte, konnte auf einmal seine
ganzen Spielschulden bezahlen. Dies eilte sehr. Die meisten Spielschulden hatte
er bei einem Pizzabäcker in seiner Nachbarschaft, der gerade seinen zweiten
Ferrari geliefert bekam und nun bezahlen musste. Und dann sieht mir ein
Schwäbisch Haller Polizist sehr ähnlich. Von den Räubern war nur einer
unmaskiert. Und der hatte sich den Passanten zur Schau gestellt, damit man ihn
beschreiben konnte. Als die Passanten noch am Tatort befragt wurden und denen mein
bereits vorliegendes Foto zeigte, bestätigten alle, dass der unmaskierte Täter
mit dem Foto identisch sei. Dieser Staatsanwalt mit seinen Helfern in grüner
Uniform hatten also mich als Sündenbock für den Überfall und den Mord
ausgesucht, für das ich ein Leben lang büßen sollte!
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Auch für Schwäbisch Hall sind solche Verhältnisse
nichts Neues. Der vorangegangene Staatsanwalt, der den ersten Porsche Turbo in
dieser Stadt fuhr, wurde von Versicherungsdetektiven überführt, als er wieder
mal Schmuck für mehrere hundert tausend DM mit in den Urlaub nahm, dort aber
angeblich nie angekommen ist. Na ja, er kann es verschmerzen. Als Strafe für
Betrug in Millionenhöhe bekam er 6 Monate Gefängnis, wobei die bereits
verbüßten 6 Monate U-Haft angerechnet wurden und er den Gerichtssaal als freier
Mann verlassen durfte. In der U-Haft konnte er über sein ergaunertes Vermögen
frei verfügen. Als weitere Strafe durfte er nicht mehr auf Staatsanwalt machen,
sondern nur noch als Anwalt, der Arme. Solche Fälle erinnern mich an das
SEK in Köln, der Spezialeinheit des Landes Hessen, die mehrere Raubüberfälle
durchgeführt und sogar Leute erschossen hatten. Dieses Sondereinsatzkommando
wurde natürlich sofort aufgelöst und die Beamten suspendiert, welch eine
Strafe.
Oder als das BKA 1995 gegen 30 Dresdner BGS-Beamte
wegen des Verdachts des Waffenhandels, Menschenschmuggels und Verrat von
Dienstgeheimnissen ermittelte. Die Beamten waren im Nebenberuf als Zuhälter
tätig. Aufgeflogen ist die ganze Sache, als ein BGS-Beamter mehrere Kilo Heroin
über die Holländische Grenze schmuggeln wollte und dabei erwischt
wurde. Als in Chemnitz wieder mal ein Kindermörder gesucht wurde, wandte
sich ein Polizeipsychologe über das Fernsehen an die Öffentlichkeit. Er sagte:
„Der Täter ist geistig unterbemittelt. Es ist deshalb nicht auszuschließen,
dass es sich bei dem Täter um einen Polizeibeamten oder Feuerwehrmann handelt“.
Auf Grund dieser Aussage wurde der Täter, ein Polizist, ein paar Tage später
festgenommen.
Oder als ich mal in Schwäbisch Hall einen Polizisten
wegen mehrerer Verfehlungen anzeigte. Seine Kollegen gaben ihm ein Alibi, dass
er zu der fraglichen Zeit Dienst gehabt hätte. Er erstattete daraufhin gegen
mich Anzeige wegen falscher Anschuldigung. Als Beweis für die Behauptung meiner
Anzeige forderte ich das Dienstbuch des Reviers, das nachträglich nicht
manipuliert werden kann. Dies verweigerte der e-renwerte Richter. Ich wurde
wegen falscher Anschuldigung verurteilt. So macht man das. Und dies alles
findet in einem demokratischen Rechtsstaat statt. Dass ich nicht noch mal auf
so eine perverse Idee komme, einen Polizisten anzuzeigen, wurde ich von einer
Bekannten des Polizisten ein paar Monate später als Exhibitionist beschuldigt
und natürlich auch verurteilt. Sehen Sie, so geht das. Wieder was gelernt.
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Doch nun wieder in den Osten, der ja zum Aufbau einer
Verwaltung genug zweit- und drittklassige Beamte aus dem Westen zur Verfügung
gestellt bekommen hat. Ausnahmen gibt es aber auch dort.
Im Winter 1992 auf 1993 wurde mein Pirelli Golf GTI 1
mehrmals aufgebrochen und ausgeraubt. Ein paar mal hatte man auch
versucht, ihn kurzzuschließen. Mit gleich zwei im Innenraum versteckten
Schaltern hatte ich aber den Stromkreis unterbrochen. Das Fahrzeug lies sich nicht
einfach starten. Alle Straftaten wurden in den Nächten von Sonntag auf Montag
verübt. Die Polizei hatte zwar die Anzeigen entgegengenommen, aber nie etwas
unternommen. Deshalb hatte ich mich in der nächsten Sonntagnacht mit dem
Wohnmobil ein paar Parkplätze weiter platziert und Wache gehalten. Bereits
gegen Mitternacht kam ein PKW und parkte ein paar Meter von meinem GTI
entfernt. Es stiegen 4 Personen aus, die zielgerichtet auf mein Fahrzeug
zugingen. Ich stieg aus dem Wohnmobil aus und ging zu den Personen, die sich
durch meine Anwesenheit nicht stören ließen. Ich fragte sie, ob ich was helfen
könnte, da ich ja den passenden Schlüssel hätte. Niemand antwortete. Sie
drehten sich nur zu mir um. Da schnappte mir den Kräftigsten von denen am
Hals, drückte ihn gegen das Auto und schob ihn ein paar Zentimeter höher. Der
wehrte sich nicht mal, sondern röchelte nur nach Luft. Die anderen drei rannten
in voller Panik davon und versteckten sich hinter den parkenden Autos. Weil er
Typ, den ich immer noch am Hals festhielt, verdächtig zappelte, ließ ich ihn
wieder herunter, nahm mein Handy und rief die Polizei an. Er machte nicht den
geringsten Fluchtversuch. Weil das Polizeirevier ca.3 km entfernt war, dauerte
es ca. 30 Minuten, bis die Beamten da waren. Sie holten die anderen 3 Typen
zwischen den Autos hervor und nahmen die Personalien auf. Diese Typen hatten
nur Jogging-Klamotten an und wären fast erfroren.
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Ein Jahr später gab es eine Gerichtsverhandlung. Ich
sollte diese Leute identifizieren. Das konnte ich beim besten Willen nicht mehr
mit 100%iger Sicherheit. Die Personalien, die die Polizisten vor einem Jahr von
den vier aufgenommen hatten, fehlten in der Gerichtsakte. Also wurde der
Prozess mangels Beweis eingestellt.
Zwischenzeitlich hatte ich mir ein anderes Fahrzeug
gekauft und meinen GTI an einer stark frequentierten Straße, 50 m hinter
einem Taxistand abgestellt und mit einem Verkaufsplakat an der
Frontscheibe versehen. Ein paar Tage später war das Fahrzeug weg. Nein,
nicht verkauft, sondern gestohlen. Das Fahrzeug musste abgeschleppt worden
sein, da ich ja zwei Zündkreisunterbrechungsschalter eingebaut hatte. Von den
Taxifahrern will niemand etwas gesehen haben. So gab ich in der örtlichen
Presse eine Anzeige auf, wo ich 2000.- DM Belohnung für Hinweise auf die Täter
versprach. Noch am selben Tag meldete sich ein stadtbekannter Autodieb,
der seinen Kollegen verpfiff.
Ein paar Tage später besuchte ich die Eltern des
genannten Autodiebs. Der Täter gab alles sofort zu und verriet auch die Namen
seiner drei Kollegen, die beim Abschleppen meines Fahrzeugs auch mithalfen.
Zwischenzeitlich wurde das Fahrzeug ausgeschlachtet in einem Wald gefunden.
Alle Täter waren damit einverstanden, den Schaden auf einer unserer Baustellen
abzuarbeiten und ich verzichte auf eine Anzeige. Der ADAC berichtete damals in
seiner Zeitschrift darüber. Dies ging ungefähr zwei Wochen gut. Am darauf
folgenden Montag kamen nur zwei zur Arbeit, die anderen zwei fehlten auf der
Baustelle. Kurz darauf stellte ich fest, dass in der vergangenen Nacht auf der
Baustelle eingebrochen und viel Werkzeug gestohlen wurde. Ich fuhr zum
Anführer der Gang, der ganz verschlafen öffnete. Nachts arbeiten ist halt
anstrengend. Er wusste sofort was los war und flüchtete blitzschnell das Treppenhaus
hinunter. Er versteckte sich ca. 50m entfernt hinter einem Busch. Ich ging zu
meinem Fahrzeug, holte den Ersatzkanister aus dem Kofferraum und leerte das
Benzin über sein Fahrzeug. Dabei beobachtete er mich. Ich gab ihm 10 Minuten
Zeit, das gestohlene Werkzeug herauszugeben, da ich sonst sein Auto abfackeln
würde. Er schaffte es in 5 Minuten.
Mit seinem Auto, das nicht versichert war, fuhr er
ohne Führerschein noch am selben Tag zur Polizei und erstattete Anzeige gegen
mich wegen Nötigung. Obwohl er mit zwei Haftbefehlen gesucht wurde und der
Polizei schon durch viele andere Straftaten bekannt war, konnte er unbehelligt
das Polizeirevier verlassen. In den ganzen Jahren war dies die einzige Anzeige
gegen mich, die der Staatsanwalt eingestellt hatte. Gleichzeitig ermittelte er
gegen mich, weil ich die Namen der Täter, die meinen GTI gestohlen hatten,
nicht preisgab. Er drohte mir Beugehaft an und ermittelte noch zusätzlich wegen
Umweltverschmutzung gegen mich, weil ich Benzin über das Auto des Autodiebs geleert
hatte, damit ich mein gestohlenes Werkzeug zurückbekam. Gegen den Täter hatte
er sämtliche Anzeigen mangels öffentlichem Interesse eingestellt.
Lediglich die zwei Namen der Täter, die mir das
Werkzeug gestohlen hatten, gab ich Preis.
Die anderen zwei arbeiteten fleißig ihren Anteil der
Schulden auf der Baustelle ab. Je Stunde rechnete ich 15.- DM an. Nachdem der
Schaden abgearbeitet war, stellte ich diese zwei Leute mit 15.- DM ein. Erst
Ende 1995, als wir alle Firmen abmeldeten, musste ich diese zwei fleißigen
Leute entlassen. Wir sind sogar gute Freunde geworden. Die zwei Autodiebe,
die mein Werkzeug gestohlen hatten, fingen nun damit an, mich zu terrorisieren.
Juristisch hatten sie ja absolut nichts zu befürchten.
In der folgenden Nacht zerkratzten sie mir mein neues
Auto komplett. Ich nahm dies gelassen, da anderen Investoren viel mehr Schaden
zugefügt wurde, ohne dass die Täter belangt wurden. Eine Nacht später hatten
diese zwei Autodiebe nochmals mein neues Auto demoliert. Sie rissen die Spiegel
ab und hebelten die Stoßstangen heraus. Jetzt betrug der Schaden ca. 4.000.-
DM. Ich erstattete Anzeige und gab die zwei Autodiebe als Verdächtige an. Die
Freude der Polizisten war nicht zu übersehen, als ich denen die bisher
angerichteten Schäden erzählte. Ermittelt wurde natürlich nicht. Ein paar
Nächte später wurde mein Zweitwagen, ein Trabant, gestohlen. Wieder erstattete
ich Anzeige. Die Polizisten hatten wirklich viel Spaß bei der Aufnahme der
Anzeigen. Sie tobten vor Lachen. Na ja, was hätten Sie gemacht, liebe Leser?
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Ich beauftragte ein paar Leute, die nun auf der
Baustelle und bei den Tätern Wache hielten. Als dann in der Nacht der Anführer
der Täter von einer Diebestour wieder nach Hause kam, informierten meine Leute
über Handy das Polizeirevier, da er ja mit zwei Haftbefehlen gesucht wurde.
Weil kein Ordnungshüter kam, riefen die Leute immer wieder auf dem
Polizeirevier an und nervten die Beamten. Endlich kam ein VW-Bus, vollgepackt
mit Beamten, die das Haus umstellten und den Täter herausklingelten. Er wurde
festgenommen und in die Justizvollzugsanstalt gebracht.
Es kehrte wieder Ruhe ein. Für ein paar Tage. Eine
Woche später wurde der Autodieb entlassen, obwohl die Haftbefehle immer noch
vorlagen. Beziehungen sind halt alles, vor allem, wenn der Onkel ein leitender
Staatsanwalt ist. Der macht seine eigenen Gesetze und scheißt auf das
Grundgesetz. Der Autodieb hatte mich sofort nach der „Entlassung“ aus dem
Knast angerufen und mir mitgeteilt, dass sie mich nun „alle“ machen. Auf deutsch
heißt das: umbringen, liquidieren. Noch am gleichen Abend, als ich mit
meiner Honda von der Baustelle zurück zur Wohnung fuhr, verfolgte mich eine
Gruppe von Fahrzeugen, die mir bekannt vorkamen. Ich hielt an einer Kreuzung,
an einer roten Ampel an. Ein Fahrzeug fuhr neben mich auf die Abbiegespur, die
anderen hielten ca. 100m hinter mir an. Am Steuer des BMW neben mir saß der
Autodieb und winkte mir zu. Sein grinsen reichte von der Fahrertüre zur
Beifahrertüre. Nun hupte er. Die Fahrzeuge hinter mir beschleunigten mit
quietschenden Reifen und fuhren auf mich zu. Nun musste ich grinsen. Hat
der Typ neben mir wegen des Vollhelms aber wahrscheinlich nicht gesehen. Ich
gab Gas und fuhr auf dem Hinterrad über die Kreuzung, bis ca. 120km/h, dann kam
das Vorderrad wieder herunter. Von 0 – 100 km/h benötigte ich mit meiner
Fireblade lediglich 40m, auf 200 km/h ca. 400m. Good-bye ihr Scheißer, dachte
ich nur.
Ich fuhr nicht nach Hause, sondern direkt zum
Polizeirevier und erstattete Anzeige wegen der Drohung am Vormittag und wegen
dem gerade überlebten Mordversuch. Die Polizisten waren jetzt sichtlich
genervt. Einer meinte, dass sie sich nicht nur mit solchen Kindereien
beschäftigen können. Zuerst weigerten sie sich sogar, eine Anzeige
aufzunehmen. Ich wusste, woran ich war. Straftaten gegen Westbürger hatten
die volle Unterstützung dieser Polizeibeamten. Ein paar Tage später, als
ich mit dem PKW in der Innenstadt unterwegs war, hielt wieder ein Fahrzeug
dieser Gang neben mir an. Der Beifahrer brüllte heraus, dass sie nun mein Haus
wieder zur Baustelle machen wollen. Er lachte wie ein geistesgestörter. Ich
stieg aus. Der Fahrer gab Gas und flüchtete bei Rot über die Kreuzung, trotz
Gegenverkehr und verschwand.
Ein paar Tage später fuhr diese Gang in den späten Abendstunden
mit mehreren Fahrzeugen ganz langsam an unserem Haus vorbei. Meine Mieter und
der Autodieb Mirco, den ich zwischenzeitlich eingestellt hatte feierten im
Garten. Wir sahen, wie die Fahrzeuge vor dem Haus hielten. Mirco stand auf und
rannte auf die Leute zu. Die stiegen wieder blitzschnell in ihre gestohlenen
Fahrzeuge ein und flohen in Panik, vor- und rückwärts. Dabei beschädigten sie
das Fahrzeug eines Mieters, das auf dem Gehsteig abgestellt war. Die Feier
ließen wir uns durch diesen Zwischenfall nicht verderben. Der Mieter wollte am
nächsten Tag Anzeige erstatten.
Kurz nach Mitternacht kam diese Gang schon wieder
vorgefahren und hielt wieder vor dem Haus an. Wir wussten nicht, wie diese Gang
bewaffnet ist und hielten es für sicherer, dass die Mieter ins Haus gingen und
von dort aus den weiteren Verlauf beobachteten. Mirco und ich gingen Richtung
Straße. Die Jungs holten gerade ihre Eisenstangen aus dem Kofferraum. Ich trat
mit dem Fuß zweimal gegen das erste Auto. Zwei große Dellen zeigte den Jungs,
dass meine Karateausbildung nicht umsonst war. Sie stiegen alle sofort wieder
in die Fahrzeuge und flüchteten wieder. Die Party ging weiter, der Grill war
noch an. Eine halbe Stunde später stoppte eine ganze Kolonne von Fahrzeugen vor
unserem Haus. Vier Fahrzeuge waren grün-weiß lackiert und hatten ein blaues
Licht auf dem Dach, die anderen Fahrzeuge, die teilweise gestohlen und nicht
versichert waren, gehörten der Gang. Mirco und ich gingen auf die Straße. Ca. 1
Dutzend Polizisten kreisten mich ein. Die anderen durchsuchten das Grundstück
nach Waffen.
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Sie fragten mich, ob ich die Sachbeschädigung, die
große Dellen in einem der Fahrzeuge der Gang, begangen hatte. Dies bejahte ich.
Mirco konnte dies nicht fassen und ist ausgerastet. Er schlug gleich auf
mehrere Typen dieser Gang ein. Dadurch ließen sich die „Polizisten“ ablenken.
Ich ging zu Mirco und zog ihn zurück. Auf so etwas warteten die „Polizisten“ ja
nur. Nun zeigte ich den „Polizisten“ die Sachbeschädigung am
Fahrzeug des Mieters, die von der Gang ein paar Stunden vorher begangen
wurde. Die Schleifspuren waren am Täterfahrzeug auch über die gesamte
Seite erkennbar. Das Fahrzeug des Täters war nicht angemeldet. Der Fahrer hatte
keinen Führerschein. Doch dies interessierte die „Polizisten“ nicht. Der
Anführer der Grünen Gang meinte, dass sie wegen mir da sind und nicht wegen den
anderen. Er fragte die Leute von der Gang, wessen Fahrzeug versichert ist und
wer einen Führerschein hat. Einer meldete sich. Er sagte ihm, dass er den Schaden
an dem Fahrzeug meines Mieters seiner Versicherung melden sollte, die würde das
bezahlen. Weil ich die Sachbeschädigung, die Dellen an einem der
Täterfahrzeuge, zugegeben hatte, war die Sache für das große Aufgebot von
„Polizisten“ vorläufig abgeschlossen. Der Anführer der „grünen Gang“ sagte,
dass ich eine Anzeige wegen Sachbeschädigung bekomme. Somit war der Einsatz
beendet und die „Grüne“, sowie die andere Gang stiegen in die Fahrzeuge ein und
fuhren weg.
Die Anzeigen, die ich gegen die Gang erstatte, wurden
alle wegen mangelndem öffentlichem Interesse eingestellt, die Anzeige gegen
mich führte zu einer Gerichtsverhandlung, wo ich zu 2.000.- DM Geldstrafe und
zur Wiedergutmachung des Schadens in Höhe von 2.000.- verurteilt
wurde. Ich erstatte in meinem jugendlichen Leichtsinn Anzeige gegen den
Anführer der „Grünen Gang“ wegen Aufforderung zu einer Straftat, bzw. Beihilfe
zu einer Straftat. Dies konnte niemand leugnen. Es waren zu viele Zeugen
dabei, auch meine Mieter und die ganzen Nachbarn, die bestätigen konnten, dass
der Anführer der grünen Gang die Jungs zum Versicherungsbetrug angestiftet
hatte.. Einen Tag nach meiner Anzeige gegen den Einsatzleiter der Grünen Gang
rief mich der Leiter des Polizeireviers an und bat mich darum, die Anzeige
zurückzuziehen, da diese Anzeige u.U. schwerwiegende Konsequenzen für diesen
Beamten hätte. Ich verneinte. Er rief mich in den Folgetagen noch ein paar mal
an, bis ich die Anzeige zurückzog. Anstatt dieses Entgegenkommen zu würdigen,
war ich ab jetzt der Rache der „grünen Gang“ ausgeliefert. Auch hier wurde
mir gezeigt, was die Jungs in ihren grünen Uniformen bei der STASI alles
gelernt hatten und wie man mit dem Staatsfeind Nr.1, den Westbürgern umgeht.
Der staatlich organisierte Terror ging jetzt erst richtig los.
In den folgenden Wochen wurde ich laufend
kontrolliert. War aber immer alles in Ordnung. Beleuchtung, Warndreieck,
Verbandskasten, Reifenprofil und Alkoholkontrolle. Wie lange sollte dieses
kriminelle Verhalten der „Polizisten“, die die Gangs in jeglicher Weise zu
immer neuen Straftaten motivierten, noch anhalten? Die Hälfte meiner
Arbeitszeit verwendete ich mit Anzeigen erstatten, Täter ermitteln und
Gerichtsverhandlungen besuchen, bei denen ich fast immer verurteilt wurde. Die
Täter hatten von der Justiz absolut nichts zu befürchten. Trotzdem ging es mir
noch gut, im Verhältnis zu den laufend abgemurksten Asylbewerbern. Ich kam mir
schon vor wie ein Jude im Dritten Reich – ein Bürger ohne Rechte. In den
nächsten Wochen hatte ich öfter mal Besuch von der Kripo. In den frühen
Morgenstunden wurde ich immer wieder aus dem Bett geläutet. Meine
Fahrzeuge und meine Garage wurden jedes mal nach Beweismaterial durchsucht. Der
Hintergrund dieser Aktionen war, dass dieser Gang die Fahrzeuge schneller abgefackelt
wurden, als sie neue klauen konnten.
Klar, dass ich verdächtigt wurde..... aber ich hatte
auf einmal meine Ruhe und konnte meine Zeit wieder mit arbeiten verbringen.
Dass ich verdächtigt wurde, hatte nur Vorteile für mich. Erstens wurde ich aus
dem Nachbargebäude ca. ½ Jahr lang vom Staatsschutz observiert und deshalb
durfte diese Gang auch keine Anschläge mehr in dieser Zeit durchführen. Und
zweitens machten diese Jungs einen großen Bogen um unser Wohnviertel und
belästigten mich nicht mehr. Diese Jungs waren nur noch damit beschäftigt,
immer neue Autos klauen zu müssen, weil die Autos aus unerklärlichen Gründen
immer in Flammen aufgingen. Wenn ich mal den einen oder anderen an einer
Tankstelle getroffen hatte, wo sie tagsüber rumlungerten und Alkohol tranken,
dann haben die sich in die Hosen gepinkelt.
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Doch die Mafia, bzw. Justitia denkt da anders. Bei
jeder Gerichtsverhandlung war eine immer dicker werdende Akte dabei, aus der
alle „Straftaten“ hervor gingen, für die ich verdächtigt wurde, mir aber nicht
nachgewiesen werden konnten. Und das, obwohl die “Grünen Gangs“ fast jede Nacht
vor meiner Haustüre Wache hielten. Nicht um mich zu beschützen, nein, sondern
um mich auf frischer Tat zu erwischen.
Die Urteile waren bereits vor Beginn jeder Verhandlung
festgelegt. Meine Anwälte schüttelten zwar immer wieder den Kopf und meinten,
dass sie so etwas noch nie erlebt hatten, doch der „Rechtsstaat“ zeigte mir, wo
es lang geht. Die STASI hat ihre eigenen Gesetze, sogar mit Tolerierung des
Staatsministeriums der Justiz. Mit Rechtstaatlichkeit hat dies nichts mehr zu
tun. Davon träumen die nicht mal nachts. Auch durch einen „BRD-Pass“, fühlt
sich ein Stasi-Offizier noch lange nicht dem Grundgesetz verpflichtet.
Mindestens ein Jahr lang konnte ich mich wieder auf
meine Arbeit konzentrieren. Dann ging das Theater von vorne los. Unsere
Gerüstteile, die wir für 50.000.- DM gekauft hatten und auf unserer Zwickauer
Baustelle gelagert waren, wurden gestohlen. Für den Kauf der Gerüstteile hatten
wir uns entschieden, weil die Mietkosten ab dem 4. Objekt höher gewesen wären,
als der Kauf.
Ich telefonierte eine Woche lang mit Baufirmen,
Gerüstverleiher etc., ob Gerüstteile zum Kauf angeboten wurden. Ohne Erfolg.
Von einem unserer Handwerker bekam ich dann den Hinweis, dass er Gerüstteile an
einem Haus in Hartmannsdorf bei Chemnitz mit meinem Emblem darauf gesehen
hatte. Ich fuhr dort hin und fand auch bald ein eingerüstetes Haus, auf
dem mein Emblem drauf war. Mehrere Handwerksbetriebe arbeiteten im Haus. Ich
fragte, wer das Gerüst aufgebaut hatte. Sie gaben bereitwillig Auskunft und
erzählten mir, dass die Dachdecker damit geprahlt hatten, die Gerüstteile
gestohlen zu haben. Mehrere Handwerker unterschrieben mir sogar eine
eidesstattliche Erklärung mit dieser Aussage. Ich fuhr anschließend zum
Dorf-Polizeirevier und erstattete Anzeige gegen die Dachdecker und legte die
eidesstattlichen Erklärungen vor. Der Polizist fuhr mit seinem Fahrzeug auch
mit zu diesem Haus und vergewisserte sich davon, dass die Gerüstteile mit
meinem Emblem beschriftet waren. Vier Wochen später erhielt ich von der
Staatsanwaltschaft ein Schreiben, dass die Ermittlungen eingestellt wurden,
weil die Täter nicht ermittelt werden konnten.
Ich fuhr wieder zum Dorf-Polizeirevier nach Hartmannsdorf
und konfrontierte den Beamten mit dem Schreiben der Staatsanwaltschaft. Es
interessierte ihn überhaupt nicht. Er argumentierte dahingehend, dass sich die
Jungs nur das holen, was Helmut denen versprochen hat. Sein Kollege musste
natürlich auch noch seinen Senf dazu geben. Er meinte, dass die Wessis doch
genug Geld haben, da kommt es nicht auf ein paar tausend Mark an. Aha, wieder
was gelernt. Und so was bekommt vom Steuerzahler auch noch Geld, dachte ich.
Für diese Staatsdiener hatte ich nur ein mitleidiges Lächeln übrig und ging
wieder, ohne mich zu verabschieden.
War ja bisher auch nicht anders. Nur dass diese
„Polizeibeamte“ ganz offensichtlich ihre staatsfeindliche Gesinnung preisgaben
war neu. Die hatten wenigstens den Mut dazu, das zu sagen, was die meisten
anderen in grüner Uniform nur dachten. Ich telefonierte mit unserer
Dachdeckerfirma in Gera, mit denen wir eigentlich sehr zufrieden waren und
unsere Raten auch immer pünktlich bezahlt hatten. Der Geschäftsführer
versicherte mir, dass er mit dieser Sache nichts zu tun habe. Ich glaubte ihm.
Er gab mir den Rat, mit seinem Vorarbeiter Kontakt aufzunehmen, der vor ein
paar Wochen gefeuert wurde und nun eine eigene Dachdeckerfirma gegründet hat.
Ich bekam Telefonnummer und Anschrift. Ich telefonierte mit dem
Ex-Vorarbeiter. Er druckste herum. Letztendlich versprach er, die Gerüstteile
wieder zurückzubringen. Am nächsten Tag rief er uns an und sagte, dass er die
Gerüstteile bei Hartmannsdorf, Richtung Chemnitz, an einer Bushaltestelle
abgelegt hätte und legte auf.
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Wir mieteten uns einen LKW und fuhren dort hin. Aber
nur die Schuttrohre waren da, auf denen unser Emblem sehr groß drauf war. Die
teuren Alu-Gerüstteile fehlten komplett. Ich telefonierte wieder mit ihm.
Er verweigerte eine Rückgabe. Daraufhin bot ich ihm 20.000.- DM. Damit war er
einverstanden. Wir mieteten wieder einen LKW und fuhren nach Gera. Am
vereinbarten Treffpunkt war niemand. Wir fuhren zu seinem Elternhaus und ich
gab mich als ehemaligen Arbeitskollegen von seinem Sohn aus. Daraufhin erzählte
mir der Vater, dass sein Sohn am nahe gelegenen See Zelten wäre. Ich
telefonierte mit dem Polizeirevier in Gera. Die schickten eine Streife mit zwei
Beamten zu uns. Denen zeigte ich die Anzeige wegen des Gerüstdiebstahls. Gemeinsam
fuhren wir zum nahe gelegenen See und trafen auch den Ex-Vorarbeiter an. An die
Herausgabe der Gerüstteile dachte er nicht mehr. Er sagte, dass ihm jemand
anderes ein besseres Angebot gemacht hätte. Pech für uns. In Anwesenheit der
Beamten bedrohte er jetzt meine Freundin. Er sagte, wenn ich nicht aufhören
würde herumzuschnüffeln, hätte er ja meine Freundin, die dann dran glauben
müsste. Ohne auf diese Drohung zu reagieren und ohne die Personalien von den
Leuten aufzunehmen, wurden wir wieder zu unserem LKW chauffiert. Für die
Beamten war der Fall damit erledigt.
Wir fuhren mit dem leeren LKW wieder zurück nach
Chemnitz und mieteten uns die Gerüstteile, die wir so dringend für das nächste
Objekt benötigten. Ich konnte diesem Ex-Vorarbeiter nicht mal böse sein. Wenn
alle Straftaten gegen West-Bürger nicht geahndet werden und er für alle
Straftaten die volle Unterstützung der Polizeibeamten hat, wäre er ja blöd,
wenn er sich seine Gerüstteile kaufen würde. In der darauf folgenden Nacht
fuhr ich mit dem PKW zur Wohnung seiner Freundin und vergewisserte mich in der
angrenzenden Scheune davon, dass die Gerüstteile nicht dort waren. Der
Ex-Vorarbeiter bemerkte mich und kam aus dem Wohnhaus. Er war weder aggressiv
noch frech. Er sagte nur, dass er schon so viel Aufträge ausgeführt hätte und
noch von keinem Bauherren Geld bekommen hat. So wäre er in große finanzielle
Schwierigkeiten geraten. Na ja, was sollte ich da machen. Ein netter,
arbeitsamer Mensch, der auch nur seine Chance nutzen wollte und für Straftaten
gegen Westbürger die voller Unterstützung der Justiz hatte.
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Ein paar Tage später ereignete sich ein Vorfall, der
charakteristisch für diese Zeit war. Im Supermarkt hatte ich eingekauft, stand
an der Kasse und gab der Verkäuferin 50.- DM, um die Summe von 30,11.- DM zu
bezahlen und sagte: „Moment noch, ich habe die 11 Pfennige klein“. Hinter mir
standen 5-6 Personen. Der letzte kommentierte diesen Vorgang mit: „Scheiß
Wessi“. Ich schaute ihn kurz an, dann die anderen Leute. Das Gesicht des Mannes,
der dies gesagt hatte, war hasserfüllt. Die anderen hatten einen so frohen
Gesichtsausdruck und deren Augen funkelten wie die Sterne in einer Sommernacht.
Ich gab der Verkäuferin die 11 Pfennige, nahm den 20.- DM Schein, steckte die
Geldbörse ein und sagte: „Hättest Du was gscheites glernt, wärst auch Wessi
geworden“. Dabei grinste ich ihn über alle 4 Backen an. Niemand kommentierte
dies. Doch die Minen der Leute wandelten sich. Kein Leuchten mehr in den Augen,
sondern nur noch purer Hass.
Diesen Vorfall habe ich deshalb geschildert, weil er
typisch für die Jahre nach 1993 war. Wenn es um West-Bürger und andere
Ausländer ging, waren sich auf einmal alle einig. Dieser Hass wurde am Anfang
nur verbal ausgetragen. In den Folgejahren wurden die Bürger aber immer öfter
handgreiflich.
Asylanten wurden in Chemnitz auf offener Straße
nicht nur zusammengeschlagen, sondern immer öfter auch getötet. Die Presse
hielt sich aber sehr mit Veröffentlichungen zurück. Wahrscheinlich wurden diese
Informationen auch gar nicht an die Presse weitergeleitet. Die
Schauergeschichten, die ich durch das Abhören des Polizeifunks erfuhr, glaubt
mir eh niemand. Ich verglich dies damals mit der Nazi-Zeit und wurde an eine
Reportage erinnert, als SA-Soldaten auf offener Straße eine jüdische
Mutter festhielten, das Kind entrissen und mit dem Gewehrkolben totschlugen.
Die damals herumstehenden Deutschen klatschen noch dazu. Heute sind es keine
Juden, sondern Ausländer und West-Bürger. Und die Justiz schaut zu, bzw. weg,
damit die Leute nicht über die Ursachen der Probleme nachdenken, sondern ein
Ablassventil haben.
Am 06.10.2005 habe ich in der Mitteldeutschen Zeitung
(mz-web.de) einen Artikel gelesen und ausdrucken lassen, wo in Oschersleben ein
15-jähriges ausländisches Mädchen mitten in der Stadt drei Stunden lang von
drei jungen Leuten brutal gequält wurde, bis endlich mal ein Passant ihr zu
Hilfe eilte und sie entkommen konnte. 1998 meldete sich mein Sohn für den
Kosovo-Einsatz der Bundeswehr. Er war ausgebildeter Pfleger. Wir telefonierten
fast jede Woche. Er erzählte mir die Gräueltaten aus dem Kosovo, ich ihm die
aus Chemnitz, wobei diese in nichts nachstanden.
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In Chemnitz wurde ganz offiziell Jagd auf Ausländer
gemacht. Die Asylanten trauten sich nicht mehr auf die Straße. Eines Tages las
ich einen Artikel in der Freien Presse, dass sich die Leiterin des
Asylantenheimes mit ein paar Asylanten in die Innenstadt gewagt hatte. Sie
bestätigte, dass sie laufend verbal beschimpft wurden, bzw. die Bürger
handgreiflich wurden. Die Freie Presse lese ich auch heute täglich.
Oder als sich ein Schwarzafrikaner tagsüber in die
Innenstadt wagte, der vom Chemnitzer Fußball – Club teuer eingekauft wurde.
Ohne Vorwarnung wurde er von einer Horde Jugendlicher an der Zentralhaltestelle
mit einem Messer attackiert und verletzt. Er flüchtete durch die ganze
Innenstadt zum Polizeirevier. Keinen einzigen Passanten hatte dies gestört,
hatten weder geholfen, noch über das Handy die Polizei angerufen. Auch hier
waren sich wieder alle einig. Diese schwarze Brut hat dort nichts zu suchen.
Dies sind die Auswirkungen einer Entwicklung, für die ich die DDR-Bürger nicht
verantwortlich mache. Hunderttausenden wurde die Existenzgrundlage genommen.
Die meisten denken nicht mehr an Konsum, an ein großes Auto oder so, nein, für
die meisten geht es um das nackte Überleben. Dem Rest geht es super gut.
Geklaute Ware kann man ja ohne Risiko bei EBay verkaufen. Für diese Gruppe
spielt Geld keine Rolle mehr und wird mit vollen Händen ausgegeben.
In Sachsen ist jeder zweite Arbeitslose Hartz IV
Empfänger. Deshalb wird in der Regel auch keine Miete mehr bezahlt. Die dafür
vorgesehenen staatlichen Leistungen fließen in den Konsum. Über eine Milliarde
Euro Mietrückstände belegen diese Aussage. Die Hartz VI Empfänger haben deshalb
nicht nur die 331.- € zur Verfügung, sondern auch noch die Leistungen für die
Miete in Höhe von 237.- €, insgesamt also 568.- € zum Leben. Im Westen muss ein
Hartz VI Empfänger mit 345.- € auskommen.
Auch hat niemand ein schlechtes Gewissen dabei, wenn
er Hartz IV bekommt, keine Miete bezahlt und nebenher noch „pfuschen“
geht, wie Schwarzarbeit in Sachsen genannt wird. Die meisten haben mitbekommen,
wie ihre Firmen von „Investoren“ zu einem Spottpreis aufgekauft und mit zig Millionen
Fördermitteln beglückt wurden, um ein paar Monate später Insolvenz anzumelden.
Dass fast nie eine Mark Fördermittel in die Firmen floss, sondern immer nur auf
Privatkonten, stört die Staatsanwälte nicht.
Es kann deshalb niemand behaupten, dass 100 Milliarden
jedes Jahr in den Aufbau-OST fließen. Ein Großteil dieser Gelder landet auf
Privatkonten von „cleveren“ Anwälten, bzw. derer Klienten und auf
Schwarzgeld-Konten der Parteien. Wie soll man sich sonst erklären, dass die
Oberstaatsanwälte ruhig gestellt werden, obwohl Subventionsbetrug in
gigantischem Ausmaß an der Tagesordnung ist. Ein Bundestagsabgeordneter meinte
mal, dass es über ein Jahrzehnt dauern würde, um die Verbrechen der Beamten in
den Neuen Ländern aufzuarbeiten. Doch bei dieser Feststellung ist es geblieben.
Unser Chemnitzer Stadtkämmerer z.B. hat 21 Millionen €
Fördermittel mit gefälschten Unterlagen auf sein privates Konto abgezweigt, um
es in Liechtenstein unendlich zu vermehren. Doch daraus wurde ein Totalverlust,
auf Kosten der ehrlichen Steuerzahler. Die Chemnitzer Staatsanwaltschaft hatte
nach 2 Tagen die Ermittlungen eingestellt. Es hätte alles seine Richtigkeit !!
Oder als er die größte Chemnitzer Baufirma, die für
ihre Geschäftspolitik einen Preis erhielt, in den Konkurs trieb, weil er
Aufträge für mehrere Millionen Euro vergab, ohne jemals einen einzigen Cent zu
bezahlen. Im Haushalt wurden diese Ausgaben erst gar nicht berücksichtigt, da
man nie die Absicht hatte, die Schulden zu bezahlen. Wahrscheinlich haben die
auch kein Schutzgeld/Schmiergeld bezahlt.
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Oder als ein Bürgermeister bei Zschopau 5 Millionen DM
veruntreute. Zusätzlich zahlte die Gemeinde über Jahre hinweg die Zinsen für
einen 6-Geschosser Plattenbau und er kassierte die Mieteinnahmen. Mit
gefälschten Bautenstandsbestätigungen wurde der Gesamtkredit in Höhe von 7,5
Mio. DM abgerufen, aber lediglich 2,5 Mio. DM investiert. Alles legal. Als ich
in der Freien Presse den Artikel las, dass die Ermittlungen eingestellt wurden,
weil der Fall nicht aufgeklärt werden konnte, informierte ich die
Staatsanwaltschaft Chemnitz und den Landrat in Marienberg davon, dass ich alle
Unterlagen zur Aufklärung des Falles in meinem Schreibtisch habe, da ich die
Finanzierung abgewickelt hatte. Ich bekam nicht mal eine Antwort. Erst
später erfuhr ich, weshalb kein Interesse an einer Aufklärung bestand. Die
Bauarbeiten wurden von der Firma ausgeführt, die der Frau des Landrats gehörte.
Diese stellten auch die gefälschten Bautenstandsbestätigungen für die
Auszahlung der Darlehen aus.
Als die Rechtsaufsichtsbehörde wieder mal einen Fall
von Betrug aufdeckte, da mehrere Mitarbeiter der Wohngeldstelle in Chemnitz
fiktive Anträge bearbeiteten und das Wohngeld auf das eigene Konto auszahlten,
wurde auch dieser Fall eingestellt. Diese Staatsdiener hatten nichts zu
befürchten.
Von Versicherungsdetektiven wurde eine Bande im
Vogtland überführt, die mit fingierten Unfällen über mehrere Jahre hinweg einen
Schaden von 100 Millionen Euro angerichtet hatte. Und da soll mir mal jemand
erzählen, dass Versicherungsbetrug in diesem Ausmaß nicht ohne die
Unterstützung der Justiz möglich ist.
Ein Kilometer Bundesautobahn kostet in den neuen
Bundesländern doppelt so viel wie im Westen. Begründet wird dies mit erhöhten
Lärmschutzmaßnahmen. Und zusätzlich werden noch Arbeitsplätze vernichtet, da
die wenigsten SUB-Unternehmer Geld erhalten, weil das Geld schon längst auf
Privatkonten versickert ist.. Die Arbeiter erhalten Konkursausfallsgeld vom
Arbeitsamt. Hier geht es auch um Milliarden. Klar, dass dies eine geniale
Möglichkeit ist, Geld auf Schwarzgeldkonten der Parteien verschwinden zu
lassen.
Wie schon Herr Blüm sagte: Meine Rente ist sicher....
Als 1991 eifrige und korrekte Staatsanwälte die ersten
Treuhand-Betrugsfälle bearbeiten wollten, wurden sie alle vom Staatsministerium
zurückgepfiffen. Also doch kein Einzelfall, sondern staatlich organisiert? Und
da kommt ein kleiner Bauer, der es wagt, über solche Korruptionsfälle das
Bundeskriminalamt zu informieren. Ich musste es bitter büßen, obwohl dem BKA
bereits alles bekannt war und solche „kleine“ Fälle wegen Personalmangel nicht
bearbeitet wurden. Zwischenzeitlich hat man noch weitere Einnahmequellen,
zu Lasten des Pöbels entdeckt.
Politiker stehen bei Strom- und Wasserversorgern, also
i.d.R. öffentlichen Trägern, auf der Gehaltsliste, obwohl sie für die Firmen
noch nie tätig waren, zumindest nicht so, wie es sich der ehrliche Steuerzahler
vorstellt. Die Verbraucherverbände laufen sich die Hacken ab, dass diese Firmen
die Bilanzen offen legen sollen. Andere zapfen die OST-Milliarden damit an,
dass sie sehr hoch dotierte Beraterverträge mit Freunden und Bekannten
abschließen. Eine Gegenleistung wird nicht erbracht. Die Rechtsaufsichtsbehörde
hat es in solchen Fällen nicht leicht, Betrug nachzuweisen. Auch eine geniale
und risikofreie Möglichkeit, sich auf Kosten der West-Bürger zu bereichern.
Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Als mal wieder
zufällig so ein Schwarzgeld-Konto Skandal an die Öffentlichkeit gelangte, hatte
damals die Regierung rückwirkend das Gesetz geändert, damit Lambsdorff
strafrechtlich nicht belangt werden konnte. Also doch nicht alle gleich vor dem
Gesetz ? Also doch staatlich organisierte Korruption und Betrug ? Und
Helmut hatte ja erfolgreich verhindert, dass seine Stasi-Akten der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Und dafür musste nicht mal
rückwirkend ein Gesetzt geändert werden. Alle Achtung. Warum werden von einer
kleinen Bevölkerungsgruppe solch gigantische finanzielle Reserven auf Kosten
der ehrlichen Bürger angelegt? Ganz legal, versteht sich.
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Eine logische Antwort wäre, dass sich die Bezieher von
Beamtenpensionen in den nächsten 15 Jahren verdoppeln werden. Wenn schon die
heutigen Pensionen und Renten bereits mit 80 Milliarden € bezuschusst werden,
sorry, durch Umschichtung im Haushalt wird dies anders dargestellt, und die
Lücke gigantische Ausmaße annimmt, dann muss man halt „vorsorgen“.. Ein
Teil der 100 Milliarden Aufbau-OST kommen da gerade recht. Von niemand
durchschaubar, kann man unbegrenzt abzweigen. Wird ja staatlich verwaltet. Und
die Subventionsbetrüger, die hunderttausend Familien ruiniert haben, genießen
Straffreiheit, vorausgesetzt, und dies ist meine Theorie, dass ein Teil dieser
Betrugs-Gelder auf den Schwarzgeld-Konten der großen Parteien landen.
Politiker sind also nicht dumm, ganz im Gegenteil. Sie
wissen genau, wann der Luftballon platzt, der jetzt schon 1 m Durchmesser hat.
Man muss nur rechtzeitig „vorsorgen“. Dann kann man sich auch noch Kaviar
leisten, wenn das Volk schon längst am Hungertuch nagt. Für eine immer größere
Bevölkerungsgruppe reichen doch 345.- € im Monat, oder nicht? Die
staatlich verordnete Freizeit kann man ja mit fernsehen, oder Video-Spielen
verbringen. Dieses Prinzip machten sich bereits die Römer zunutze.
Nur so wäre auch zu erklären, dass dieser gigantische
Subventionsbetrug in Ost-Deutschland, bis auf wenige Ausnahmen, strafrechtlich
nicht verfolgt wird. Mir wurde nur ein Fall bekannt, der an die Öffentlichkeit
kam. Als Helmut die ostdeutschen Autobahnraststätten an eine französische Firma
verscherbelte, weil diese mehrere Millionen Schmiergelder auf schwarze Konten
der CDU einzahlte. Doch zwischenzeitlich sind es weitere Fälle, die an die
Öffentlichkeit gelangen. Was soll man davon halten, wenn ein Waffenhändler
für ein Panzergeschäft mit Saudi-Arabien 220 Millionen € Provision bekommt,
obwohl diese Geschäfte direkt abgewickelt werden können ?
Die Aufdeckung dieser gigantischen Straftaten zu
Lasten der ehrlichen Steuerzahler haben wir den Reportern verschiedener
Zeitungen zu verdanken, nicht den Staatsanwälten, die ruhig gestellt werden und
wahrscheinlich deshalb Narrenfreiheit genießen.
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Doch nun wieder zurück nach Chemnitz.
Bis zum Jahre 2000, als ich noch regelmäßig den
Polizeifunk abhören konnte, weil er noch nicht digitalisiert war, wurde in
Chemnitz jede Woche ein Ausländer abgemurkst. In der Presse wurde und wird nur
ganz, ganz selten darüber berichtet. Solche Informationen hält man von der
Presse fern, damit die Bürger im Westen davon nichts mitbekommen. Würden die
Bürger in Westdeutschland mitbekommen, was da im Osten los ist, wie die Leute
dort ihren Frust ablassen, dann wäre bestimmt niemand mehr dazu bereit, noch 1
Cent Soli-Zuschlag zu leisten. Also wird alles unter den Teppich gekehrt, bis
der große Knall da ist. Nur solche Fälle werden bekannt, wie z.B. in Sebnitz,
wo sich die geschädigten Personen direkt an die Presse oder das Fernsehen
wenden.
Dazu wieder ein Fall aus der Praxis. Ich musste mich
mal wieder vor Gericht wegen Körperverletzung verantworten. Der Anzeigeerstatter
schilderte den Vorfall, ohne zu lügen. Er sagte, dass er mich heimtückisch
auflauerte, als ich mit dem Fahrrad an ihm vorbeifuhr und dann eine Leine, an
der ein großes Stück Metall befestigt war, auf meinen Kopf schleuderte. Er
erzählte weiter, dass ich vom Fahrrad abstieg und auf ihn zuging. Er holte
wieder aus, um mir den nächsten Schlag zu versetzten und mich endlich
abmurksen wollte. Doch bevor er nochmals das Metallteil auf meinen Kopf
schleudern konnte, trat ich ihm mit dem Fuß in den Bauch. Mit einer großen
Platzwunde am Kopf bin ich davon gekommen. Vor Gericht schilderte er diesen
Sachverhalt sichtlich vergnügt. Die Richterin lies sich sogar von dem Lachen
des Anzeigeerstatters anstecken. Mein Anwalt erreichte Freispruch wegen
Notwehr.
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Ich mache dieser Person, die mich heimtückisch
auflauerte und abmurksen wollte, nicht den geringsten Vorwurf. Allerdings der
Richterin. Der Angreifer wurde weder gerügt, noch strafrechtlich für den
Mordversuch belangt. Und durch das Verhalten der Richterin wurde der Angreifer
ja geradezu zum nächsten Mordversuch animiert. Vielleicht war dies auch Sinn
und Zweck der Sache, da ich der korrupten Chemnitzer Justiz schon lange
unangenehm wurde. Deshalb brachte ich meine Meinung schriftlich gegenüber dem Gericht
zum Ausdruck, dass die Richterin für mich menschlicher Abschaum ist und
begründete dies ausführlich. Na ja, für diese korrekte Meinung erhielt ich
zwei Monate Bewährung. Und dies nur, weil ich mich schriftlich entschuldigt
hatte. War ein Schachzug, da ich kurz vorher einen Schlaganfall erlitten hatte
und die korrupten Chemnitzer Staatsanwälte mich sogar für drei Jahre im
Gefängnis sehen wollten. In diesem Zustand hätte ich dies mit Sicherheit nicht
überlebt.
Aber ich habe die 13 Jahre DDR überlebt. Andere hatten
weniger Glück.
In einer Dessauer Polizeizelle wurde der Asylbewerber
Oury Jalloh, den man an gestreckten Armen und Beinen auf einer nicht
entflammbaren Matratze, in einer gefliesten Zelle, gefesselt hatte,
wahrscheinlich von Polizisten bis zur Unkenntlichkeit abgefackelt. Bei der
Obduktion wurden massive Schädelverletzungen festgestellt. Eine Polizistin, die
sich ehrlich zum Sachverhalt äußerte, hatte kein schönes Leben mehr unter ihren
Kollegen. Sie wurde nur noch gemobbt. So entschloss sie sich dazu, ihre Aussage
zu widerrufen und sich der ihrer Kollegen anzuschließen, dass sich der
Asylbewerber selbst abgefackelt hätte.
Der WDR veröffentlichte am 04.01.2006 um 22.45Uhr eine
Reportage darüber. Der Titel der Sendung hieß: Tod in der Zelle, warum starb
Oury Jalloh. Bei einer vorangegangenen Untersuchung sei ein Feuerzeug
übersehen worden, mit dem der gefesselte Asylant seine nicht entflammbare
Matratze entzündet hätte. Märchenstunde für alle, die über den Ausländerhass in
der DDR nichts wissen.
Dies war ein willkommener Anlass für den Staatsanwalt,
gegen die Polizistin wegen Falschaussage zu ermitteln, damit alles seine
Ordnung hat. Was nicht sein darf, kann nicht sein. Wenn Polizisten ihren
Gefühlen freien Lauf lassen, also Morde begehen, Banken ausrauben usw., und
dafür kein Sündenbock zur Verfügung steht, ist das noch lange keine Straftat
für den Staatsanwalt. Das „e-renwerte“ Gericht hat bisher einen Prozess
abgelehnt.
Oder als im Sebnitzer Freibad ein kleines
Ausländerkind von einer Horde Glatzen ertränkt werden sollte. Der kleine
Joseph, der nicht schwimmen konnte, hatte solche panische Angst, dass er an
Herzversagen starb. Niemand hat geholfen, niemand hat gegen die Glatzen
ausgesagt. Also war es ein Unfall, stellte die Staatsanwaltschaft fest. Der
Hass macht sogar vor Kindern nicht halt. Die irakische Apothekerfamilie wurde
dann aus Sebnitz hinausgeekelt.
Nicht ohne Grund zögern ausländische Investoren mit
neuen Investitionen. Das Klima ist zu ausländerfeindlich. Ausnahmen gibt es nur
dort, wo Investoren wie AMD über 500 Millionen Euro bekommen, um 200
Arbeitsplätze zu schaffen.
Nicht umsonst warnen internationale Reiseführer vor
einem Besuch in Ostdeutschland. Im Oktober 2000 berichtete die Freie Presse
darüber.
Ich bin der Meinung, dass dieses Klima bewusst
toleriert wird. Der Pöbel soll sein Ablassventil haben und nicht über die
Ursachen nachdenken. Man braucht deshalb die Ausländer, die sich
zusammenschlagen oder abmurksen lassen (müssen). Und jeder der sich wehrt,
sitzt ruck zuck im Knast wegen Körperverletzung. Im Chemnitzer Knast gab es
einige ausländische Leidensgenossen, die das selbe Schicksal hatten wie ich.
Ein Drittel der Patienten im Chemnitzer Krankenhaus sind Ausländer, die
Attacken überlebt haben.
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Meine Schreiben Anfang 2004 an Herrn Innenminister
Schily, in denen ich um Amnestie bat, weil auch ich zu fünf Monate Gefängnis
wegen Körperverletzung verurteilt wurde, sind an das zuständige
Sächsische Staatsministerium der Justiz (SMJ) weitergeleitet worden. Das SMJ
wollte aber keine Entscheidung ohne die Stellungnahme der Chemnitzer
Staatsanwaltschaft fällen. Diese lies monatelang auf sich warten und war dann
natürlich negativ. Bei einer positiven Entscheidung hätte man ja den Sumpf der
Korruption öffentlich machen müssen. So geht das nicht. Die Öffentlichkeit darf
davon nichts erfahren. Man geht lieber über Leichen. Ein Toter mehr oder
weniger spielt da kein Rolle. Und wenn es nicht anders geht, wird halt
nachgeholfen. Mit rechtstaatlichen Mitteln, ganz legal.... es glaubt eh
niemand, was da passiert.
Verständlich, dass man Fischer wie einen kleinen
Schuljungen wieder nach Hause geschickt hatte, als er die dauernde
Mitgliedschaft im Weltsicherheitsrat forderte. Auch die großzügigen
Finanzspenden an korrupte afrikanische Staatsoberhäupter konnten nicht dazu
beitragen, Fischers Antrag durchzusetzen. Und dies, obwohl er sich unter
Gleichgesinnten befand. Allein mit diesen Schmiergeldern hätte man das
Arbeitslosengeld problemlos erhöhen können.
Filz, der Stoff, der die Demokratie verhöhnt, in
Russland an der Tagesordnung, ist schon seit Jahren auch in Deutschland
gesellschaftsfähig geworden. Der Wohlstand, den die Nachkriegsgeneration mit
viel Schweiß aufgebaut hatte und Deutschland auf dem ganzen Globus Achtung
verschaffte, wird seit ein paar Jahren wieder zunichte gemacht. Ich erkenne
einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Korruption und der Anzahl der
Insolvenzen und der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit.
Russland ist ein Paradebeispiel dafür. Das reichste
Land der Welt, mit gigantischen Bodenschätzen und landwirtschaftlichen
Nutzflächen, in der Hand ganz weniger „Auserwählter“, in dem der Pöbel im
Winter erfriert, weil die Heizung und der Strom abgestellt wird, oder
verhungert. Und so lange das Volk genug Wodka hat, wird schon alles gut gehen..
Chodorkowskis Anwälte appellierten an den Westen, dem Schauprozess ein Ende zu
bereiten. Er hatte die Opposition finanziell unterstützt, was als
Steuerhinterziehung und Betrug ausgelegt wurde. Wie so etwas läuft, habe ich
selbst mitgemacht. Da werden Gerichtsakten gefälscht und Entlastungsmaterial
verschwinden lassen. In Germany, nicht in Russland. Der Volksmund sagt da,
eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Was also in Russland funktioniert,
ist auch für Deutschland gut. Ein Weg zur Völkerverständigung.
--------------
Nachdem wir Ende 1995 alle Firmen aufgelöst hatten,
suchte ich ein geeignetes Land um auszuwandern, so wie es bereits viele hundert
tausend Gutverdiener in den letzten Jahren praktizierten. Von Deutschland hatte
ich endgültig die Schnauze voll. Spanien hatte es mir angetan. Zum damaligen
Zeitpunkt verlagerten zig tausend Deutsche aus nachvollziehbaren Gründen ihren
Erst- oder Zweiwohnsitz nach Spanien und kurbelten dort mit ihren Renten und
Ersparnissen die Wirtschaft an. Kaufkraft, die in Deutschland fehlt. Mit
Gebraucht-Immobilien, die ich kaufen und sanieren wollte, müsste man doch
Geschäfte machen können, dachte ich. Eine Marktanalyse bestätigte meine Ideen.
Doch im Jahre 2004, als ich die Idee umsetzen wollte,
war die Stimmung schon wieder ganz anders. Zu Tausenden verließen die Deutschen
die Costa-Blanca. An jedem zweiten Haus hingen Verkaufsschilder „Se
Vende“. Allerdings hatte ich niemand getroffen, der die Absicht hatte,
wieder nach Deutschland zurückzukehren, höchstens zu Weihnachten und Ostern.
Als Ziel nannten alle Portugal, Österreich und die Schweiz. Die Marktlage war
mir zu unsicher geworden.
1997 verschaffte ich mir ein halbes Jahr lang einen
Eindruck von den USA und Kanada. Nach den Weltkriegen sind die Deutschen
vorwiegend in die USA und nach Kanada ausgewandert. Also wollte ich mir dies
mal genauer anschauen und verschiffte mein Wohnmobil in die USA. Zwei Wochen
später flog ich hinterher und holte das Fahrzeug am Port in Jacksonville,
Florida, ab. Das Motorrad war noch auf dem Heckträger, aber im Fahrzeug war
alles leergeräumt, sogar das Toilettenpapier wurde gestohlen. Auf der
Zollbehörde traf ich mehrere Wohnmobiltouristen, die hatten alle die gleichen
Probleme. Nach meiner Rückkehr erstatte ich Anzeige. Ermittelt wurde nicht,
weil dies laufend passieren würde, argumentierte der zuständige Beamte in
Bremerhaven.
Seite 21
Wenn über den großen Teich auswandern, dann kämen nur
die Gegenden um Vancouver in British Kolumbien, oder San Franzisco in
Kalifornien in Betracht. Vorerst hatte ich aber dieses Auswanderungsziel auf
Eis gelegt, außer es wären einige aus meinem Bekanntenkreis mitgegangen. Also
doch in Europa bleiben. Auch in Österreich hatte ich schon mehrmals Urlaub
gemacht und dieses Land hatte von Anfang an einen positiven Eindruck
hinterlassen. Den Winter 2003 auf 2004 hatte ich in Spanien, bei Alicante, an
der Costa Blanca verbracht. Das Klima faszinierte mich. Entsprechend den
Ärzte-Zeitschriften soll die Ecke um Alicante das beste Klima in ganz Europa
haben. Ich kann dies nur bestätigen. Aber ich wollte auch beruflich
weitermachen. Spanien hatte ich bereits abgehakt. Auch für meine Internetfirma
fand ich kein deutschsprachiges Personal.
Am 21.März 2004 fuhr ich mit kurzen Unterbrechungen
entlang der Mittelmeer-Küste über Mailand an den Gardasee und weiter nach
Österreich, nach Linz. In Linz bekam ich auch gleich eine schöne Wohnung,
direkt an der Donau und verbrachte dort vier Monate. Nach den Erfahrungen in
Ostdeutschland kam es mir vor, als wäre ich im Paradies. Nur nette Leute,
Jugendliche grüßten, keine verbalen Beschimpfungen und keine Schlägereien.
Keine Schmierereien an den Hauswänden, kein Dreck auf den Straßen. Auch im
Straßenverkehr hielten sich die Leute an die Regeln. Ich hatte mich auf Anhieb
Wohl gefühlt und wollte mich für immer dort niederlassen. Ein internationaler
Haftbefehl aus Chemnitz und ein schwerer Schlaganfall durchkreuzten meine
Pläne. Doch nun erst mal zurück ins Jahr 1996 nach Chemnitz.
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Die Sanierung des Chemnitzer 10-Familen Wohnhauses war
abgeschlossen, sowie ein zweigeschossiger Neubau auf dem selben Grundstück,
direkt am Fluss Chemnitz gelegen. Alle Wohnungen waren auf Anhieb
vermietet worden, ein paar Wohnungen hatte ich an Selbstnutzer verkauft, die
auch dort eingezogen sind. Eine Wohnung bezog ich selbst. In der
Nachbarschaft wurde ein Jugendzentrum eingerichtet, das abwechselnd von den
Chaoten der Linken und Rechten Szene genutzt wurde. Mit entsprechenden Auswirkungen
auf das Wohnumfeld. Häuser wurden beschmiert, Fensterscheiben eingeworfen. Nach
jeder Party sah es aus, als wäre ein Bombenangriff erfolgt.
Die Straße an der Vorderseite unseres Grundstücks
wurde von Grund auf saniert und die Bushaltestelle direkt an unser Grundstück
verlegt. Noch während der Bauarbeiten nahm ich mit den Behörden und der CVAG
wegen der Verlegung der Haltestelle an unser Grundstück Kontakt auf. Es wurden
mehrere Ortsbesichtigungen durchgeführt, ohne eine Änderung zu erwirken. Wir hatten
weit und breit das schönste Haus und davon sollten die Fahrgäste auch
partizipieren. Und wie die Fahrgäste, die Chaoten aus dem Jugendzentrum
davon partizipierten, erlebten wir jetzt 2 – 3 mal in der Woche. Von der
schönen Zysternenhecke an der Haltestelle war bald nichts mehr übrig.
Bierflaschen flogen gegen die Fensterscheiben. Die Mieter schliefen aus Angst
oft auf der rückwärtigen Seite des Hauses. Das Haus wurde beschmiert, und ein
Holzzaun zerstört. Den hinteren Teil der noch vorhandenen Zysternenhecke
nutzten die Fahrgäste, um zu urinieren und ihren Kot dort abzusetzen.
Die 1990 erworbene Freiheit verstanden die Jungs
falsch. Rücksicht und Verantwortung war ein Fremdwort. Jeder Hund ist besser
erzogen, als diese Vandalen. Mit vernünftigem Reden und Bitten, diese
Sachbeschädigungen zu unterlassen, erreichte ich überhaupt nichts. Das
Vokabular dieser Leute war sehr eingeschränkt. Artikuliert wurde grundsätzlich
mit „Scheiß Wessi, mach dass du hier verschwindest, oder wir polieren dir die
Schnauze“. Dies waren noch die harmlosen Sprüche. Anzeigen gegen die Vandalen
wegen Sachbeschädigung wurden grundsätzlich wegen mangelndem öffentlichem
Interesse eingestellt. Dieser Zustand dauerte mehrere Jahre an. Ich wurde von
der Justiz dazu gezwungen, zuzuschauen, wie diese Vandalen unser Haus und
Grundstück mehr und mehr verwüsteten. Jahrelang hatte ich hart gearbeitet und
mein ganzes Geld in diese Immobilie investiert. So kam es wie es kommen musste.
Seite 22
Wenn ich abends mit meinem kleinen Schäferhund, den
ich von einer Nachbarin geschenkt bekommen hatte, um ihn vor dem Tierheim zu
bewahren, die Straße entlang ging, kam es regelmäßig zu handgreiflichen
Auseinandersetzungen. Auf verbale Attacken reagierte ich schon lange nicht
mehr. Die Chaoten legten mir dieses Verhalten aber als Schwäche aus. Auch
wenn der eine oder andere versuchte, mich an meiner Jacke zu fassen, ging ich
unbeirrt weiter. Dieses defensive Verhalten provozierte diese Chaoten aber noch
mehr und in der Gruppe von meistens 5 – 10 Personen war jeder doppelt so stark.
Doch so bald der erste nach mir schlug, gab es immer ordentlich Haue. Einige
rannten sogar trotz stark frequentierter Straße auf die andere Straßenseite, um
zu flüchten. Die meisten Bremsspuren auf der Strasse vor dem Jugendzentrum sind
wahrscheinlich auf diese Auseinandersetzungen zurückzuführen.
So ging dies ein paar Monate lang. Die Nachbarn
trauten sich schon lange nicht mehr auf die Straße, wenn im Jugendzentrum was
los war. Und wenn mal einer bei der Polizei angerufen hatte, weil wieder
Fensterscheiben eingeworfen wurden, hätte er sich den Anruf sparen
können. Es kam niemand. Das erste mal wurde ich ernsthaft verletzt, als
ich so gegen Mitternacht zur ca. 1 km entfernten Tankstelle spazierte, um mir
dort Zigaretten zu holen. Vor der Tankstelle kamen drei Chaoten von hinten und
ca. 20 von vorne, alle in Kampanzügen. Ich kannte niemand von denen. Von hinten
schlug mir jemand eine halbvolle Bierflasche auf den Kopf und kurz darauf fiel
die Meute, die von vorne kam, über mich her. Ich bekam mehrere Faustschläge ins
Gesicht, meine Brille flog auf den Boden. Von hinten bekam ich mehrere Tritte
aus Nazi-Stiefeln ab. Durch eine kleine Lücke auf der Seite rannte ich aus der
Gruppe heraus und zur Tankstelle hoch, wo gerade zwei „Polizeibeamte“ ihr
Dienst-Auto betankten und diesen Vorfall beobachteten. Sie drehten sich jetzt
um, als ob sie nichts gesehen hätten. Typisch für Leute in grüner Uniform,
dachte ich mir. Mir gingen wieder die vielen Massaker an Ausländern durch den
Kopf, die solche Auseinandersetzungen nicht überlebt hatten, denen man „Grüße
aus Solingen“ in die Rippen steckte, meistens von hinten. Auch dort waren
hin und wieder mal „Polizisten“ anwesend, die seelenruhig zuschauten.
Ich hielt es für klüger, nur meine Zigaretten zu holen
und die „Polizisten“ nicht mit der unterlassenen Hilfeleistung zu
konfrontieren. Hatte ja schon genug Ärger mit denen. Zum anderen hätten die
bestimmt abgestritten, etwas gesehen zu haben. War ja bisher auch nicht
anders. Doch ich machte mir zunehmend Sorgen. Wenn die „Uniformierten“
tatenlos zuschauen, wenn Ausländer und West-Bürger zusammengeschlagen und hin
und wieder auch abgestochen wurden, dann herrscht Anarchie. Jeder ist auf sich
allein gestellt. Aber die „Ordnungshüter“ dürfen ja Ihre Gesinnung nicht
ausleben und mithelfen, Ausländer abzumurksen. Oder doch ? Einige dürfen das,
ganz legal. In Dessau zum Beispiel.
Auch der nächste Vorfall ein paar Tage später
beunruhigte mich sehr. Ich ging mit meinem damals 1 Jahr alten Schäferhund,
ohne Leine, auf dem Gehsteig, entlang der Chemnitztalstraße. Ein
Polizeifahrzeug hielt mit quietschenden Reifen an. Der Beifahrer meinte, wenn
ich meinen Köder nicht anleine, wird er ihn erschießen. Die
Verwaltungsvorschriften der Stadt, wo genau festgelegt ist, wo ein Hund
angeleint werden musste, hatte ich immer dabei und wollte sie gerade dem
Beamten aushändigen mit dem Kommentar, dass hier der Hund ohne Leine geführt
werden darf. Er meinte daraufhin, dass er sich von einem Wessi nichts sagen
lässt und der Fahrer gab wieder Gas.
Meine Überlebenschancen waren in dieser Gegend sehr
gering. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich die nächste Attacke überleben
werde. Die Chaoten hatten doch von der Polizei nichts zu befürchten. Meiner
Meinung nach hätten die gerne selbst mal reingeschlagen oder von hinten mal
rein geballert. Beim Ordnungsamt beantragte ich wegen dieser Vorfälle
einen Waffenschein. Der wurde mir natürlich nicht genehmigt, weil ich zu meiner
Sicherheit ja eine Firma beauftragen könnte, die mich beschützt. Zum anderen
hatte ich ja schon einige Vorstrafen wegen Körperverletzung, weil ich die
Frechheit besaß, mich zu wehren. Ich entschied mich für eine andere
Lösung. Eine Kanone mit zwei gefüllten Ersatzmagazinen führte ich ab
jetzt immer mit mir, zum Selbstschutz, ohne Waffenschein. Dass diese
Vorsichtsmaßnahme nicht mal eine Woche später mein Leben retten würde, hatte
ich nicht angenommen.
Seite 23
Ein halbes Dutzend Glatzen bettelte wieder um Schläge.
Gutmütig wie ich bin, kam ich dieser Bitte nach. Ich ging sogar auf der
gegenüberliegenden Straßenseite spazieren, um diese Chaoten nicht mehr zu
provozieren, aber auch das half nichts. Einer der Glatzen rief mir zu: „He
Alter, komm her, dann kriegst du wieder eine auf die Schnauze“. Ich schaute
hinüber und erkannte ihn wieder. Er hatte mir vor einer Woche an der Tankstelle
die Bierflasche von hinten auf den Kopf geschlagen. Ich antwortete: „Ihr kleine
Scheißer habt doch den gleichen Weg“. Er hatte recht, ich sehe wirklich alt
aus. Innerhalb von 5 Jahren hatten sich meine Haare von hellbraun auf
schneeweiß verfärbt.
Diese Stiefellecker rannten nun über die Straße auf
mich zu. Nun sprang auch ich auf die Gruppe zu und versetzte dem Anführer mit
der großen Klappe einen Fußtritt ins Gesicht. Er stürzte rückwärts auf die
Strasse. Zwei oder drei andere spürten meinen Shotokan-Dampfhammer im Gesicht.
Na und die anderen? Ach so, die rannten schon wieder zurück. Mein
Schäferhund saß da, stellte die Ohren und schaute mich bewundernd an. Ich
putzte mir den Dreck von der Jacke und wir gingen weiter.
Am nächsten Abend, so gegen 20Uhr kam ich wieder vom
Spaziergang zurück. Ca.10 Personen, alles Glatzen, standen an der
Bushaltestelle vor dem Haus. Ich ging in die Hofeinfahrt. Dort standen auch
noch mal ein Dutzend Stiefellecker. Die Typen von der Bushaltestelle kamen nun
von hinten auf mich zu, ich war eingekreist. Von vorne lenkte mich der Typ, der
einen Tag vorher Haue bekommen hatte, mit Nun-Chakkus ab. In diesem Augenblick
schlug mir jemand eine Eisenstange ins Kreuz. Dabei brachen zwei Rippen. Durch
den Schlag ging ich zu Boden. Die Glatzen spielten nun mit meinem Kopf
Fußball. Der rote Saft lief mir über das Gesicht. Der Typ mit der Eisenstange
schob dann die anderen beiseite, um mir die Eisenstange auf den Kopf schlagen
zu können. In diesem Augenblick kam ich an meine Waffe, die bereits
durchgeladen und entsichert war und hielt die Kanone in seine Richtung. Er
begriff, dass ich es ernst meinte, weil ich schwer verletzt war, vor lauter
Blut fast nichts mehr sehen konnte und Todesangst hatte. So schnell wie
die Scheißer gekommen waren, so schnell waren sie nun auch wieder verschwunden.
Seitdem hatte ich mit den Glatzen keine Probleme mehr.
Weil ich nicht wusste, ob auch da wieder ein
Polizisten-Söhnchen dabei war und ich beim nächsten Spaziergang kontrolliert
werde, habe ich mir am nächsten Tag eine Gaspistole gekauft, die äußerlich
mit der echten Kanone identisch war. Nun führte ich immer zwei Kanonen mit mir,
wenn ich das Grundstück verlies. Es war wunderbar. Ich musste mich nicht mehr
wie ein kleiner Schuljunge prügeln. Bei den nächsten zwei Auseinandersetzungen,
bei denen man mich „alle“ machen wollte, bzw. bei der zweiten, als mir ein
total besoffener Typ, der von unten bis oben tätowiert war, die Schnauze
einschlagen wollte, holte ich meine Gaspistole hervor und zielte auf die Beine.
Und schon waren die Auseinandersetzungen beendet. Dachte ich. Der Knasti mit
den Tätowierungen, ein Arnold Schwarzenegger Verschnitt, zeigte mich an. Er
rief über Handy die Polizei an, weil ich ihm den Spaß verdorben hatte. Und weil
es leider nur wenige Bürger gibt, die sich zur Wehr setzen, wenn sie abgemurkst
werden sollen, war ich natürlich schnell ermittelt.
Eine halbe Stunde später war wieder unser Haus in
Sichtweite. Vor dem Haus stand auf dem Gehsteig verkehrswidrig ein grün-weißer
VW-Bus, der die Hofeinfahrt blockierte. In der Einfahrt wurde ich bereits
sehnsüchtig vom Sondereinsatzkommando erwartet, die mich alle mit finsteren
Minen anschauten. Der Anführer dieser Gang fragte mich sofort, ob ich eine
Waffe bei mir hätte. Ich bejahte diese Frage und ging auf ihn zu. Alle mit
schusssicheren Westen und Kampfanzügen ausgestattet, fast so gut wie die Nazis,
mit denen ich ab und zu Probleme hatte. Jeder hatte die Hand auf dem
Pistolengriff, wie im wilden Osten, sorry, Westen. Die sahen mich bestimmt
schon von Kugeln durchsiebt am Boden liegen. Doch für eine Konfrontation mit
einer „Grünen Bande“ würde ich mir bestimmt nicht solch eine Situation
aussuchen. Der Anführer der Gang befahl mir, ihm die Waffe ganz vorsichtig
auszuhändigen, da sein Zeigefinger immer so zuckt. Ich griff in die rechte
Innenseite meiner Jacke und holte die Gaspistole wie befohlen ganz langsam
heraus und übergab sie ihm. Die richtige Kanone auf der linken Innenseite
meiner Jackentasche wollten die nicht.
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Die Anspannung der Gang wich zurück. Die Schweißperlen
tropften dem einen oder anderen herunter. Sie waren happy, sie hatten mich
entwaffnet. Eine Anzeige folgte und es gab eine Gerichtsverhandlung, in der ich
wegen des Vorfalls mit dem tätowierten Schwarzenegger-Verschnitt zu drei
Monaten auf Bewährung verurteilt wurde. Notwehr wurde nicht anerkannt, da ich
ja noch lebe.
Die Gang ging wieder zurück zu ihrem grün-weißen
VW-Bus und sie fuhren weg. Ich ging in meine Garage und dachte nach. So konnte
es doch nicht weitergehen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich wirklich mal
im Straßengraben liege, wie es mir schon so oft angedroht wurde. Oder ich sitze
im Knast, nur weil ich mich nicht umbringen lassen möchte. Die einzige Lösung
war, schnellst möglichst zu verschwinden. Das schöne Haus und mein
Freundeskreis aufzugeben. Aber was sollte ich beruflich machen. Aus den
Immobilen-Verkäufen hatte ich noch ein paar Mark Rücklagen. Ich stand also
nicht unter Druck, von heute auf morgen Geld verdienen zu müssen.
1998 verkaufte ich noch eine Eigentumswohnung im
Neubau für 235.000.- DM. Die Hälfte davon bekam meine Ex, da sie ja noch
Miteigentümer dieser Eigentumswohnung war, doch mit der anderen Hälfte könnte
ich ja auch ein paar Jahre überbrücken. Ich suchte nach einer Tätigkeit, ohne
großes Investitionsrisiko und ohne räumliche Bindung, die ich von überall aus
durchführen könnte. Eines Tages sah ich eine Reportage im Fernsehen, die mich
auf Anhieb begeisterte. Mit Computer und Webcam verdienten schon viele Leute im
Bereich der Erotik ihr Geld. Nur ein Internetanschluss war erforderlich.
Ein Milliardengeschäft mit zweistelligen Zuwachsraten. Es gibt immer mehr
Single-Haushalte. Immer mehr Haushalte haben einen DSL-Internetzugang. Eine
geniale Idee. Man kann von jeder Wohnung auf der ganzen Welt damit Geld
verdienen. Ich war begeistert, dies war die Lösung.
Alles schön und gut. Doch ich hatte weder Ahnung von
Computern, noch hatte ich jemals mit Internet oder Erotik-Portalen was am Hut.
War alles ganz neu für mich. Doch dies war auch meine Chance. Der
Investitionsaufwand hielt sich in Grenzen. Ich fuhr am nächsten Tag gleich zum
Media-Markt, der in den nächsten Jahren zu meinem Lieblingsladen wurde, wo ich
dann bis zum Jahre 2003 ca. 25.000.- € für Soft- und Hardware ausgegeben
hatte. Der neueste Computer hatte einen 400er MHZ Prozessor, 40 GB
Festplatte und 64 MB Arbeitsspeicher. War alles fachchinesisch für mich. Ich
lies mich beraten und entschied mich dann für den neuesten PC.
Lautsprecher-Boxen und eine Webcam gab es auch. PC-Zeitschriften holte ich mir
ab jetzt jede Woche an der Tankstelle.
Als gelernter Werkzeugmacher war es nicht einfach, mit
diesem „Spielzeug“ richtig umzugehen. Ich musste ein großes Puzzle
zusammenfügen, doch ich hatte erst ein Teilchen in den Händen. Bis das Puzzle
fertig war, verging ein Jahr. Als Schwabe bin ich gewohnt zu arbeiten. Auch
wenn dies alles nur Theorie war und sich das Endprodukt, die Live-Übertragung
von Erotik virtuell in der Phantasie vollzieht, wollte ich es unbedingt
schaffen. Ende 1999 hatte ich meine Homepage fertig. Mit einem Mädel aus
der Nachbarschaft, von der ich meinen Schäferhund hatte, fing alles an. Sie
strippte bereits auf Partys und modelte hin und wieder. Wir machten Soft-Erotik
Fotos und die ersten Erotik-Filme. Nun begeisterte sie ihre Freundinnen von
dieser Idee, die alle davon fasziniert waren. Die Filmaufnahmen und die
Fotos stellte ich in die Homepage rein. Von Live senden waren wir noch weit
entfernt. Einer meiner Mieter war in einer bekannten Software-Firma angestellt.
Er hat mir nicht geholfen. Er sagte immer, dass ich es nie schaffen würde.
Es gab Tage, da wollten ich den Computer auf den Müll
werfen. Wenn ich nach 12 oder 14 Stunden Arbeit keinen Millimeter vorwärts
gekommen bin. Doch ich gab nicht auf. Wenn mein Kopf rauchte und ich mich
nicht mehr konzentrieren konnte, dann machte ich eine Tour mit einem meiner
Motorräder. Zwischenzeitlich hatte ich mir eine neue CBR 1100 XX gekauft mit
160PS, meine Fireblade verkauft und mir noch ein Unfallmotorrad gekauft, auch
eine CBR 1100 XX, das einen unbeschädigten KLM-Motor mit 175PS hatte. Die
Motoren tauschte ich aus, da das Unfallmotorrad Schäden am Rahmen hatte und nur
noch bedingt fahrtüchtig war.
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Adrenalin wurde frei, wenn auf der Autobahn die
Tachonadel die 320km/h überschritt. Auf dem Hinterrad ging diese Höllenmaschine
jetzt bis 150km/h im zweiten Gang. Nach jeder Fahrt war Duschen angesagt und
ich war wieder voll einsatzfähig.
Die Homepage wurde bis zu 30.000 mal täglich
angeklickt. Ganz vereinzelt hat sich jemand mal ein Foto downgeloaded. Von
diesem Geschäft konnte man nicht leben, oder die laufenden Kosten finanzieren.
Es gab zu viele, die schon vor mir diese Idee hatten. Zwischenzeitlich konnte
man sich Fotos und Videos kostenlos aus dem Internet downloaden. Wir
kamen nicht darum herum, live zu senden. Ein paar Wochen später hatte ich die
Übertragungstechnik raus und die damals bekannteste Internet-Erotik-Chat Plattform
visit-x.net gefunden. Wir begannen live zu senden. Mit gigantischem Erfolg.
Alle Einnahmen investierte ich sofort wieder in neue Arbeitsplätze mit
Computer, Monitor, Webcam, Digitalcam, Fernsehkarten, Arbeitsspeicher und
Dekoration. So kam ich zu 7 Computeranlagen, die zu drei
Doppel-Arbeitsplätzen und einem Einzel-Arbeitsplatz aufgebaut wurden. Über die
Presse bekam ich weitere Chaterinnen, die auch keine Hemmungen davor hatten,
ein bisschen nackte Haut zu zeigen.
Das Geschäft lief immer besser. Wir sendeten jetzt bei
mehreren Internet-Portalen gleichzeitig. Ich hatte es geschafft, ich hatte ein
Geschäftsmöglichkeit gefunden, die ich in jedem Land ausüben konnte. Im
Sommer 2003 versuchte ich die Firma für 50.000.- € zu verkaufen, also für ein
Jahreseinkommen und wollte endlich aus dem Chaoten-Land wegziehen. Es gab viele
Bewerber, alle mit dem gleichen Problem. Niemand hatte einen Cent in der
Tasche, ganz im Gegenteil, die meisten wollten am Anfang noch eine kostenlose
Ausbildung und Überbrückungsgeld. Ja das kennen wir schon. Der Freund eines
camgirls hat dann die Mädels übernommen, die dann für ihn sendeten. Ich packte
meine Technik zusammen und baute vorübergehend alles in Schwäbisch Hall auf.
Nur so schnell wie möglich von dort weg.
Zwischenzeitlich lag ein Haftbefehl wegen
Körperverletzung gegen mich vor und ich sollte mich in der JVA melden. Alle
meine Bemühungen beim Staatsministerium der Justiz in Dresden und beim
Innenministerium in Berlin um eine Wiederaufnahme des Verfahrens, bzw. eine
Begnadigung zu erreichen, blieben ohne Resonanz. Dafür hätte die Chemnitzer
Staatsanwaltschaft zustimmen müssen. Und gerade die hatten sich ja für eine
Inhaftierung eingesetzt, dafür sogar Gerichtsakten manipuliert und
Entlastungsmaterial verschwinden lassen. Man wollte auf Nummer sicher gehen und
sich nicht mehr in die Suppe spucken lassen.
In Schwäbisch Hall hatte ich innerhalb von zwei
Monaten wieder ein Studio aufgebaut und beinahe den gleichen Umsatz wie vorher
in Chemnitz erreicht. Doch ich musste wegen des Haftbefehls aus Deutschland
verschwinden. Ich sollte fünf Monate auf Kosten der Steuerzahler Urlaub hinter
vergitterten Fenstern machen. Aus Deutschland wollte ich ja schon lange weg,
doch die Abreise hatte ich mir ein bisschen anders vorgestellt. Meine camgirls
waren damit einverstanden, ja sie waren sogar davon begeistert, dass ich die
Arbeitsplätze bei denen zu Hause aufbauen wollte und sie von dort aus senden
konnten. So hatten sie keine Anfahrtswege mehr und hätten viel öfter Zeit, auch
mal tagsüber zu senden. Gesagt getan. Ende 2003 hatte ich alle Arbeitsplätze
bei den Mädels aufgebaut und am 03.01.2004 verlies ich Germany in Richtung
Alicante.
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So meine lieben Leser, jetzt erfahren Sie, weshalb ich mit
Haftbefehl gesucht wurde. Welches Verbrechen ich begangen hatte. Im
Frühjahr 1999 arbeitete ich in meiner Wohnung in der obersten Etage des Hauses
am Computer. Auf dieser Etage befanden sich noch zwei Wohnungen. Eine 100qm
große Wohnung, die ich bis auf weiteres leer stehen lies, weil ich versuchte,
sie zu verkaufen. Die zweite ca. 60qm große Wohnung eines Kapitalanlegers hatte
ich an eine 50 jährige Frau vermietet. Es war die Mutter des Käufers der
Wohnung aus dem Neubau, die ich ihm1998 verkauft hatte.
Mein damals ein paar Monate alter Deutscher
Schäferhund lag vor meiner Wohnungstüre, von dort aus er über ein
Treppenhausfenster in den Garten schauen konnte. So bald dort ein Artgenosse,
oder eines der Kinder aus dem Hause bzw. aus der Nachbarschaft auftauchte, kam
er herein und forderte mich dazu auf, mit ihm hinauszugehen, um seine
Spielkameraden zu besuchen. Die Wohnungstüre war nur angelehnt. Vor meiner
Wohnungstüre hörte ich meinen kleinen Hund schrecklich jaulen. Dies hatte er
noch nie gemacht. Ich ging schnell zur Wohnungstüre und öffnete sie. Draußen
stand mit dem Rücken zu mir die 50 jährige Frau aus der Nachbarwohnung,
die mit voller Wucht immer wieder und immer wieder mit den Stiefeln in den
kleinen Hund trat. Ich ging die ca. 3m vor und trat dieser Frau mit dem
Fuß in den Hintern. Sie hörte sofort damit auf, meinen Hund weiter zu quälen.
Ohne etwas zu sagen ging sie die Treppen hinunter.
Ein paar Tage später erhielt ich eine Anzeige wegen
Körperverletzung. Daraufhin erstattete auch ich Anzeige wegen Tierquälerei.
Meiner Anzeige legte ich noch mehrere Aussagen von den Nachbarn der vorherigen
Wohnung dieser Frau bei, die aussagten, dass sie schon mehrmals Kinder
verprügelt hatte, die anschließend ärztlich behandelt werden mussten. Außerdem
bestätigte mir noch der Mieter der zweiten Wohnung im Neubau, dass diese Frau
sich unter Gewalt Zutritt zu seiner Wohnung verschaffte und auf ihn
eingeschlagen hatte. Der Grund dafür war, dass er ein Verhältnis mit der
Schwiegertochter dieser 50jährigen Frau hatte.
Der Grund für die Tierquälerei an meinem damals ein
paar Monate alten Deutschen Schäferhund war, dass sich diese Frau unsterblich
in mich verliebt hatte und keinen Hehl daraus machte, dass sie mich heiraten
wollte. Da ich aber oft Damenbesuch hatte, erzürnte sie so sehr, dass sie ihre
Aggressionen an einem wehrlosen kleinen Hund ausließ. Die Anzeige wegen
Tierquälerei wurde mangels öffentlichem Interesse eingestellt. Die Anzeige
gegen mich wegen dem Tritt in den Hintern führte zu einer Gerichtsverhandlung.
Da war öffentliches Interesse vorhanden. Zu dieser Verhandlung hatte ich
zu meiner Entlastung all die Personen als Zeugen beantragt, die mir schon die
Gruselstorys schriftlich bestätigt hatten. Diese Bestätigungen lagen dem
e-renwerten Gericht bereits vor. Aber vom Gericht wurden alle Zeugen abgelehnt,
da deren Aussagen nichts mit dem Fall zu tun hätten. Die eidesstattlichen
Erklärungen dieser Zeugen wurden nicht gewertet.
Die 50 jährige psychisch gestörte Frau schilderte den
Fall vor Gericht so, dass ich ihr mehrmals mit der Faust ins Gesicht geschlagen
hätte, weil sie meinen Hund zur Seite geschoben hätte. Diesbezüglich machte sie
bei ihrer Anzeige gegen mich schon Angaben. Die jetzigen Angaben waren stark im
Widerspruch mit den Angaben, die sie ein paar Monate vorher bei ihrer Anzeige
machte. Sie hatte nicht nur Alzheimer, sondern war auch noch eine schlechte
Lügnerin. Für das Gericht noch lange kein Grund, das Verfahren einzustellen.
Die Anschuldigungen gegen mich in Bezug auf die Faustschläge ins Gesicht wurden
auf Grund der mehrmals widersprüchlichen Aussagen hinfällig. Nur der von
mir geschilderte Vorgang, dass sie meinen Hund massiv mit Tritten traktiert
hatte und ich ihr dann einen Tritt in den Hintern versetzte, wurde vom
„e-renwerten“ Gericht als Hergang gewertet.
Ich freute mich zu früh. Defensive Notwehr bei Gefahr
in Verzug wurde von der ehrenwerten Richterin nicht zugelassen. Ich hätte
so lange zuschauen sollen, bis diese Frau ihre Aggressionen an dem kleinen Hund
beendet hatte. Kommentar zwecklos. Eigentlich dachte ich an einen Orden und
nicht an eine Bestrafung. Doch ich wurde zu 6 Monaten Gefängnis auf Bewährung
verurteilt, davon 1 Monat gegen eine Geldstrafe erlassen.
Wir sind ja in der DDR. Hier wird auf den Rechtsstaat
geschissen. Anarchie erlebte ich ja fast täglich auf den Straßen und einmal im
Monat im Gerichtssaal. Gegen diese Richterin hatte ich bereits eine Anzeige
wegen staatsfeindlichem Verhalten erstattet. Mehrere solche Verurteilungen
hatte ich beigefügt. Doch das Sächsische Justizministerium in Dresden regte
sogar weitere Anzeigen gegen mich an, weil ich diese Richterin in einem
vorangegangen Fall als menschlichen Abschaum bezeichnete.
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Als Bewährungsauflage erhielt ich die Anordnung zur
Ableistung von 100 gemeinnützigen Stunden. Als Bestrafung dafür, dass ich nicht
zuschauen kann, wenn wehrlose Tiere gequält oder Ausländer auf der Strasse
zusammengeschlagen werden. Ich gründete einen gemeinnützigen Verein, der
auch die steuerliche Anerkennung bekam. Sinn dieses Vereins war es, eine
Kampfausbildung zu absolvieren, um Ausländern und Tieren helfen zu können, wenn
sie von DDR-lern attackiert werden. Ich nannte die Namen der Kursteilnehmer und
die Anzahl der Stunden der Ausbildung, die von mir durchgeführt wurde. Die
Kursteilnehmer unterschrieben auch in der Anwesenheitsliste. Diese
Unterlagen schickte ich an das Gericht und hörte nichts mehr davon. Bis, ja bis
der vom Gericht gesetzte Termin zur Ableistung der gemeinnützigen Stunden
verstrichen war.
Die Staatsanwaltschaft Chemnitz hatte meinen
gemeinnützigen Verein, der notariell beglaubigt, vom Finanzamt anerkannt und im
Handelsregister eingetragen war, nicht anerkannt und beantragte beim
„e-renwerten Gericht“ den Widerruf der Bewährung. Die e-renwerte Richterin kam
diesem Antrag nur zu gerne nach. Mein Einspruch gegen den Widerruf der
Bewährung wurde als unbegründet zurückgewiesen. Mit rechtsstaatlichen Mitteln
konnte ich nichts erreichen. Die Chemnitzer Justiz macht ihre eigenen Gesetze,
mit Tolerierung bzw. Anstiftung des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz.
Und den Staatsanwälten habe ich zu oft in die Suppe gespuckt. Na dann
frage ich mich, was Sachsen in Deutschland verloren hat, wenn die ihre eigenen
Gesetze machen. Und in Berlin soll mir niemand erzählen, dass er von dieser Anarchie
nichts mitbekommt. Es wird toleriert. Der Zusammenbruch Deutschlands muss um
jeden Preis noch ein paar Jahre hinausgeschoben werden. Zumindest so lange, bis
die Schwarzgeld-Konten der Parteien prall gefüllt sind.
Dass es in Sachsen auch verantwortungsbewusste Leute
gibt, demonstriert das Engagement einiger Dresdner Bürger, die im Juni 2005 am
Elbufer riesige Plakate aufgestellt hatten, auf denen all die Namen der
Ausländer aufgeführt waren, die seit 1990 in der DDR abgemurkst wurden. Hatte
viel Glück, dass mein Name nicht dabei war.
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Fast jeden Abend ging ich in einer nahe gelegenen
Siedlung spazieren, die zwischenzeitlich abgerissen wurde, weil nur ein paar
Leute dort wohnten. Einmal kam mir eine Person auf dem Gehsteig entgegen. Ich
wechselte mit meinem Deutschen Schäferhund die Straßenseite, weil er nicht
angeleint war. Diese Person dann auch. Er blieb mitten auf dem Gehsteig stehen.
Nun lief ich auf der Straße weiter. Er kam auch auf die Straße und blieb vor
mir stehen. Er sagte nun, dass ich hier nichts zu Laufen hätte, ich könnte bei
meinem Haus spazieren gehen. Ein Kommentar wäre zwecklos gewesen und hätte nur
noch größere Aggressionen hervorgerufen. Als ich nun wieder auf den Gehsteig
zurück gehen wollte, um dort weiter zu laufen, fasste er mich an meiner
Schulter an und hielt mich fest. Er fragte, ob ich schlecht hören würde. Ich
fasste sein Handgelenk, drehte es herum, so dass diese Person mit der Seite zu
mir stand und versetzte ihm einen Tritt in den Hintern.
Er zeigte mich an wegen Körperverletzung. Daraufhin
erstattete ich Anzeige wegen Nötigung und Körperverletzung. Meine Anzeige wurde
wieder mangels öffentlichem Interesse eingestellt. Es gab wieder eine
Gerichtsverhandlung. Notwehr wurde nicht anerkannt und wurde wie üblich wegen
Körperverletzung verurteilt. Die Richterin meinte noch, dass ich den
Zwischenfall provoziert hätte. Ich hätte ja umdrehen und zurück gehen können.
Und solche Richter dürfen Urteile fällen. Armes Deutschland, wie tief bist du
gesunken. Einfach jämmerlich.
Mit solchen Geschichten könnte ich noch mehrere Seiten
füllen. Doch ich möchte nur einen Einblick gewähren für die extremem
Aggressionen der Bürger, die nach der 20.Flasche Bier keinerlei
Hemmungen mehr hatten. Sogar dafür hatte ich Verständnis. Nur nicht für
die Unrechtsurteile einer korrupten und kriminellen Justiz.
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Zur Abwechslung noch ein Bericht aus der
Mitteldeutschen Zeitung vom 06.10.2005. Eine 15 jährige (Ausländerin?) wurde in
Oschersleben mehrere Stunden lang von drei Personen misshandelt. Sie musste
sich bis auf die Unterwäsche ausziehen. Auf offener Straße. Erst kurz bevor man
dieses Mädchen totschlug, griff ein Passant ein und das Mädchen konnte ihren
Peinigern entkommen. Bin mal gespannt, ob dieser Passant auch verurteilt wird,
weil er die Quälereien nicht mehr mit ansehen konnte. Zumindest von mir würde
er einen Orden erhalten. Drei Stunden lang wurde auf offener Straße ein Mädchen
gequält, bis jemand geholfen hatte. So viel Glück hatte der 8-jährige Joseph in
Sebnitz nicht. Er wurde “ermordet” und alle schauten zu.
Ich mache dem Pöbel aber nicht den geringsten Vorwurf.
Durch die Verhaltensweise der Polizisten, Staatsanwälte und Richter werden
diese Leute ja regelrecht dazu ermutigt, ihre Aggressionen an Ausländern und
West-Bürgern abzulassen. Natürlich darf man sich da nicht wehren. Da könnte ja
jeder kommen und den Jungs den Spaß verderben. Wo kämen wir denn da hin?
Asylanten kann ich ja verstehen, wenn sie sich alles gefallen lassen müssen.
Sonst werden sie ruck zuck abgeschoben. Dieses menschenverachtende Verhalten
muss doch irgendwann mal bestraft werden. Bin mal gespannt, wann die ersten
DDR-ler abgemurkst werden. Mit rechtstaatlichen Mitteln kann man dieses
Verhalten nicht ändern.
Noch eine Geschichte halte ich für wichtig. Eines
Nachts im Jahre 2001 so gegen 2 Uhr rauchte wieder mein Kopf. Wir hatten auf
mehreren Computern Viren und Würmer drauf. Auch die auf einer anderen Partition
gespeicherten Backups waren verseucht. Also alle Partitionen formatieren und Neuinstallation.
Am nächsten Morgen sollten alle Computer wieder störungsfrei laufen. Ich musste
Pause machen und fuhr mit dem Pkw in die Innenstadt, an den Rand der
Fußgängerzone. Meinen Schäferhund nahm ich mit, damit er wieder Zeitung lesen
konnte, welcher seiner Freunde auch da war. Kein Mensch weit und breit. Er
durfte deshalb ohne Leine spazieren gehen, obwohl in der Fußgängerzone
Leinenpflicht herrscht. Ich schlenderte in Gedanken versunken an den
Schaufenstern vorbei. Ab und zu parkten verkehrswidrig Fahrzeuge.
Plötzlich sprang mein Schäferhund zwischen zwei Autos
hervor und direkt hinter mich. Ich hörte nur eine Person schreien, die sofort
wegrannte und ein Messer flog gegen die Schaufensterscheibe. Aha, da wollte
mich jemand wieder mal von hinten abmurksen. Er hatte sich hinter einem
Mülleimer versteckt, weil ich ihn nicht gesehen hatte. Doch mein Schäferhund
hatte die Gefahr gespürt und somit mein Leben gerettet. Für diesen Vorfall
erhielt ich keine Anzeige. Ungewöhnlich. Und dies, obwohl ich gegen geltendes
Recht verstoßen hatte und meinen Hund ohne Leine in der Fußgängerzone laufen
lies. Dies wäre für die Staatsanwälte ein willkommener Anlass gewesen, mich
sofort in den Knast zu stecken. Doch dies hatten sie trotzdem erreicht.
Sie mussten nur Gerichtsakten fälschen und Entlastungsmaterial verschwinden
lassen. So geht das auch in einem Rechtsstaat.
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Am 13.Dezember 2000 war es abends noch so warm, wie in
einer Sommernacht. Der Wetterbericht hatte aber schon eine Änderung der
Großwetterlage vorhergesagt. Mein Motorrad stand frisch poliert in der Garage
und lachte mich an. Mein zweites Motorrad, das Unfallmotorrad, welches nur
bedingt fahrtüchtig war, mit dem ich mich nicht traute, mehr als 100km/h zu
fahren weil dann der Lenker anfing zu flattern, stand ca. 500m entfernt
auf einem einsamen Parkplatz, zwischen zwei Hecken, mit einer Plane abgedeckt.
Diese Maschine nutzte ich nur, um die „Grüne“ zu ärgern. Wenn dann mal wieder
etwas passierte, für das ich verdächtigt wurde, kamen die Grünen und
kontrollierten bei dem vor der Garage stehenden Motorrad, ob der Motor warm
war, das Fahrzeug also vor kurzem noch bewegt wurde. Doch der Motor war jedes
mal kalt.
Mit Absicht hatte ich dieses Motorrad immer vor die
Garage gestellt, damit die Grünen mich nicht jedes mal aus dem Schlaf klingeln
mussten. Die Jungs verstanden die Welt nicht mehr. Weil ich nicht sicher
wusste, ob ich immer noch observiert wurde, lies ich mein Kellerfenster auf,
durch das ich ohne Probleme ins Haus gelangte. Der Rest unserer schönen
Zysternenhecke vor dem Haus schützte mich vor neugierigen Blicken. Außerdem war
dieser Bereich vom Nachbarhaus aus, von dem ich observiert wurde, nicht
einsehbar.
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Während die Polizisten im Innenhof, vor der Haustüre
auf mich warteten, konnte ich über das Kellerfenster in meine Wohnung gelangen
und mich in Ruhe schlafen legen. Am späten Abend dieses 13.Dezember 2000 wollte
ich die Gunst der Stunde nutzen, um nochmals so richtig doll zu düsen. Meine
Lieblingsstrecke nach Kumotov in die Tschechei, ca 35 km einfache Strecke,
kannte ich in- und auswendig. Die 2-spurig ausgebaute Straße zwischen Chemnitz
und Zschopau mit vielen Kurven, da zeigte der Tacho 260km/h an. An Zschopau
vorbei, dann das MZ-Werk, wo die Fahrräder mit Hilfsmotor gebaut wurden, den
Berg hinauf Richtung Marienberg. Ideale Bedingungen zum Biken. Trockene Straße,
weinig Verkehr, einfach klasse.
Drei Kilometer vor Marienberg, am Ende einer langen
Gerade, wo der Tacho gerade noch 290km/h anzeigte, fing der Motor an zu stottern.
Die Tankanzeige sagte mir auch warum. Weil die Leuchtdiode an diesem Bike
defekt war, hatte ich nicht darauf geachtet. Ein paar Tage vorher hatte ich ja
getankt. War aber das Unfallmotorrad, mit dem ich tanken war. Die letzten 100m
zu einer Ortschaft musste ich mein Bike schieben und stellte es gleich an der
ersten Einfahrt ab. Nach Marienberg waren es nochmals 2 km. Ein LKW-Fahrer, der
aus Richtung Marienberg kam, hatte gesehen, wie ich das Motorrad schob. Er
hielt an und fragte mich, ob er was helfen könnte. Ich bedankte mich bei ihm
für das Hilfsangebot und sagte, dass ich nach Marienberg laufe oder trampe, um
Benzin zu holen. Gleich am Ortseingang ist eine Tankstelle.
Doch der sagte, dass die Tankstelle schon geschlossen
hat. Er kommt gerade von dieser Tankstelle. Es war bereits 22.15Uhr und die
Tankstelle schließt um 22Uhr. Da nahm ich sein Angebot an, mich mitzunehmen,
weil in Zschopau eine Tankstelle die ganze Nacht geöffnet hat. Dort kaufte ich
mir ein Ersatzkanister und betankte ihn mit Super Plus. Mit dem Helm in der
einen Hand und dem Ersatzkanister in der anderen spazierte ich ca. 500m die
Straße entlang, als eine Trabant-Fahrerin anhielt, um mich mitzunehmen. Sie war
auch Motorrad-Fan. Sie wohnte in Marienberg, konnte mich also auf dem Weg
dorthin direkt am Bike absetzen, das ich da 5m von der Hauptstraße entfernt
abgestellt hatte. Ich bedankte mich vielmals und war schon dabei, den
Benzinkanister aufzuschrauben.
Die kleine Maus fuhr weiter und ich stand da und
suchte mein Motorrad. Ich schaute ein paar Meter weiter, vielleicht hat sich
jemand daran gestört und mein Bike ein paar Meter weitergeschoben. Doch ich
fand nichts. Ich stellte den Benzinkanister ab und zündete erst mal eine
Zigarette an. Ich wollte es einfach nicht glauben. Mein geliebtes Bike, meine
Höllenmaschine, die noch nie ein Rennen verloren hatte, mit dem ich schon so
viele schöne Stunden verbracht hatte, einfach weg? Ich rauchte noch eine
Zigarette und noch eine. Doch das Bike war immer noch weg. Diese Stelle war nur
aus Richtung Marienberg einsehbar, wenn jemand Fernlicht anhatte. Vielleicht
hätte ich sie doch ein paar Meter weiter schieben sollen, damit man sie von der
Straße aus nicht sehen konnte. Vorwürfe über Vorwürfe machte ich mir.
Aus Richtung Marienberg kamen jetzt zwei Pkw. Ich
schnappte den Ersatzkanister und meinen Helm und stellte mich schnell an den
Straßenrand und trampte. Das zweite Fahrzeug hielt an und nahm mich nach
Zschopau mit. Auf der Schnellstraße spazierte ich dann weiter Richtung
Chemnitz. Doch keine 500m musste ich laufen, da hielt schon das erste Fahrzeug
an und nahm mich mit in die Chemnitzer Innenstadt, von dort aus spazierte ich
dann nach Hause.
Mein Deutscher Schäferhund erwartete mich schon
sehnsüchtig und freute sich sehr. Die Begrüßung schien nicht enden zu wollen.
Als ob er es spürte, was passiert war. In dieser Nacht durfte er sogar im Bett
schlafen. Sein Kopf lag neben meinem und seine Pfote legte er auf meine Decke.
Ich schlief unruhig und war am nächsten Morgen schon wieder um 7 Uhr wach. Ein
Gedanke beschäftigte mich. Es war ja nicht mal eine halbe Stunde vergangen, wo
mein Bike unbeaufsichtigt abgestellt war.
Ich verdächtigte den LKW-Fahrer, der mich nach
Zschopau mitgenommen hatte. Die nächste Abfahrt ist nur ein Kilometer entfernt.
Hatte er dort gewendet und ist zurück gefahren? Sein 7,5t LKW hatte eine
Laderampe. Er war kräftig und hätte ohne große Probleme mein Bike, bei dem nur
das Lenkradschloss eingerastet war, auf seine Laderampe schieben und
verschwinden lassen können. Dies war meine Theorie. Doch ich hatte kein
Kennzeichen vom LKW. Ich konnte nur den Fahrer beschreiben.
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Dann holte ich meinen Audi S3 aus der Garage und mein
Hund durfte ausnahmsweise auch mal mitfahren. Mein Ziel war das Polizeirevier
in Marienberg. Dort erstattete ich Anzeige wegen Diebstahl. Eine Kopie dieser
Anzeige faxte ich meiner Versicherung, da das Bike Teilkasko versichert war.
Aus zwei Pkw-Diebstählen in Chemnitz hatte ich was gelernt. Die Polizisten
recherchierten ordnungsgemäß. Meine Angaben wurden an der Zschopauer Tankstelle
bestätigt, dass ich am Abend zuvor um ca. 22.30Uhr einen Benzinkanister und
Benzin gekauft hatte, meine Lederklamotten anhatte und den Helm in den Händen
hielt. Dass der oder die Täter nicht ermittelt werden konnten, dachte ich mir.
Ich konnte zu wenig Angaben zu diesem LKW machen, der angehalten hatte, als ich
das Bike schob und der mich dann nach Zschopau zur Tankstelle mitgenommen
hatte. Die Versicherung zahlte ordnungsgemäß den Zeitwert des Motorrads, 2000.-
DM Selbstbeteiligung wurden abgezogen.
Jetzt hatte ich nur noch das Unfallmotorrad, das
gerade mal für den Stadtverkehr taugte und auch nicht angemeldet war. Das
“zweite” Kennzeichen von der ersten Maschine konnte ich ab jetzt auch nicht
mehr für dieses Bike verwenden. Ich zerlegte dieses Unfallmotorrad in alle
Einzelteile und sortierte alle defekten Teile aus. Die Teile, die noch in
Ordnung waren, polierte ich auf Hochglanz. Die defekten Teile durch Neuteile zu
ersetzen, wäre zu teuer geworden. Ich telefonierte regelmäßig mit Händlern, die
in der Zeitschrift Motorrad Unfallmotorräder aufkauften, um von denen gute
gebrauchte Teile zu bekommen. Das eine oder andere Teil bekam ich auch. Doch
der Aufwand war mir zu groß. Hatte ja noch nebenher eine Internetfirma, um die
ich mich kümmern musste.
Im September 2001 inserierte ich in www.mobile.de das
Unfallmotorrad und versuchte es für 4.800.- € komplett, oder auch in
Einzelteilen zu verkaufen. Der Motor war ja aus meiner Erst-Maschine und hatte
nur 18.000km drauf. Lediglich der halbe Preis wurde mir geboten. An einen
Interessenten verkaufte ich den KFZ-Brief für 1.000.- €, sowie die erst vor
kurzem gekaufte Gabel mit einem Gewinn von 100.- €. Auf den anderen Teilen
blieb ich sitzen.
Im Frühjahr 2003 fiel mir ein Inserat bei www.mobile.de auf,
wo jemand eine CBR 1100 XX Bj.1998, also noch mit Vergaseranlage verkaufen
wollte, bei dem der gesamte Heckbereich beschädigt war. Motor erst 22.000km,
Farbe rot, für 3.000.- €. Das war es. Ich telefonierte sofort und der Händler
brachte mir mit einem Kleintransporter die Maschine zur Besichtigung sogar
vorbei. Für 2.500.- € kaufte ich dieses Unfallmotorrad. Für den KFZ-Brief
wollte er aber 800.- € extra. Den kaufte ich nicht. Ich zerlegte nun dieses
Unfallmotorrad. Einige Teile hatte ich jetzt doppelt. Sogar den Motor. Doch
alle Teile, die mir beim ersten Unfallmotorrad fehlten, hatte ich jetzt
komplett. Manche hatte ich jetzt sogar doppelt. Alle Teile wurden wieder
sorgfältig gereinigt und poliert. Durch den Heckschaden war auch dieser Rahmen
verzogen. Hatte ich beim Kauf nicht gemerkt. Ein Blick in den Kaufvertrag
belehrte mich, dass ich das Unfallmotorrad unter Ausschluss jeglicher
Gewährleistungsansprüche, gekauft hatte. Eigentlich auch logisch.
Jetzt war ich schon so weit, da wollte ich nicht
aufgeben. Bei einem Honda-Händler kaufte ich mir einen neuen Rahmen und baute
die Maschine komplett zusammen. Ohne Handbuch hätte ich dies aber auch nicht
geschafft. Sie stand jetzt da, wie im Neuzustand. Verschleißteile wie der
Kettensatz, Bremsbeläge, Reifen, Rad- und Lenkkopflager, Luftfilter und
Zündkerzen hatte ich vorsorglich neu gekauft.
Ich fuhr das Motorrad mit einem Anhänger zur DEKRA in
Chemnitz, um ein Vollgutachten machen zu lassen. Von meinem ersten, dem
gestohlenen Motorrad hatte ich ja noch den KFZ-Brief. Das Vollgutachten
wurde ohne Beanstandung durchgeführt. Lediglich die Rahmennummer fehlte Bei dem
neuen Rahmen musste die Rahmennummer noch eingeschlagen werden. Die
Rahmennummer gravierte ich ein und bekam am nächsten Tag mein Vollgutachten
ohne Beanstandung und konnte somit das Motorrad endlich zulassen. Dass es wegen
des KFZ-Briefes Rückfragen geben wird, der ja von meiner im Jahre 2000
gestohlenen Maschine war, dachte ich mir. Doch ich hatte sorgfältig alle
Unterlagen aufgehoben. Die Kaufverträge von den zwei Unfallmaschinen, von den
Gebraucht- und Neuteilen und vom neuen Rahmen. Ich machte mir deshalb keine
Sorgen.
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Ungefähr zwei Monate später erhielt ich von der Kripo
eine Ladung, da die Maschine in Flensburg als gestohlen gemeldet war. Damit
musste ich ja rechnen. Ich packte alle Unterlagen ein und nahm den Termin bei
der Kripo wahr. Alle Unterlagen legte ich vor. Sie schickten mich vorerst mal
wieder nach Hause und wollten erstmal alles überprüfen und mich zurückrufen,
falls noch etwas unklar wäre. Sie recherchierten mit den Verkäufern und dem
Honda-Händler. Alle meine Angaben wurden bestätigt. Ein paar Tage später rief ich
auf dem Revier an. Ich wollte ja wissen, was los ist. Der Kripo-Beamte sagte
mir, dass ich mir keine Sorgen machen soll, es wäre alles in Ordnung, sie
hätten alles überprüft. Der Staatsanwalt wird mit Sicherheit das Verfahren
einstellen. Doch bis dahin sollte ich die Maschine abmelden, weil ein Motorrad
mit dieser Rahmennummer in Flensburg noch als gestohlen gemeldet ist. Ich
sollte mich deshalb mit Flensburg in Verbindung setzen, damit das Motorrad aus
der Fahndung genommen wird.
In Flensburg war man allerdings mit dieser Idee nicht
einverstanden, da es jetzt ja zwei Motorräder mit der selben Rahmennummer gibt.
Es wurde mir empfohlen, eine Einzelabnahme durchführen zu lassen, wo ich eine
neue Rahmennummer und einen neuen KFZ-Brief bekommen würde. Honda
Deutschland hatte mir bereits über diese Möglichkeit ausgiebig Auskunft
erteilt. Die Kosten würden sich lediglich auf ein paar hundert € belaufen.
Vorübergehend meldetet ich das Motorrad wieder ab und stellte es zur
DEKRA nach Chemnitz, wo ich auch die Möglichkeit hatte, eine Einzelabnahme
durchführen zu lassen. Doch die Herren von der DEKRA weigerten sich, eine
Einzelabnahme durchzuführen. Ein Verantwortlicher des TÜV Hessen, mit dem ich
am nächsten Tag telefonierte, bestätigte mir, dass die DEKRA Mitarbeiter auch
Pflichten haben, eine davon wäre auch die Durchführung einer Einzelabnahme.
Doch die weigerten sich nach wie vor, weil sie dies
noch nie gemacht hatten. Also verblieb ich mit dem TÜV Hessen in Frankfurt so,
dass ich die Einzelabnahme dort vornehmen lassen konnte, da sich dieser
TÜV-Ingenieur auch bestens mit Honda-Motorrädern auskennt und dadurch die
Einzelabnahme sogar wesentlich billiger wäre. Mein Motorrad holte ich mit einem
Anhänger wieder bei der DEKRA in Chemnitz ab und stellte es in die Garage. In
den darauf folgenden Tagen war wieder viel Arbeit mit meiner Internetfirma
angesagt. Zwei neue camgirls hatten angefangen, für die ich Accounts mit
Fotogalerien auf den Erotikportalen anlegen musste und parallel dazu versuchte
ich noch die Firma zu verkaufen.
In diesen Tagen flatterte ein Brief von der
Staatsanwaltschaft Chemnitz ins Haus. Ich wurde des Versicherungsbetrugs
beschuldigt. Auch denen schickte ich die Unterlagen, die ich bereits der Kripo
ausgehändigt hatte, sogar im Original. Für mich war der Fall bereits
abgeschlossen, aber nur für mich, nicht für die Chemnitzer
Staatsanwälte. Im Dezember 2003, als ich bereits in Schwäbisch Hall wohnte
und dort ein neues Studio aufgebaut hatte, bekam ich vom Amtsgericht Chemnitz
eine Ladung für einen Verhandlungstermin im März 2004 in dieser Sache. Jetzt
kam ich in Schwierigkeiten. Wegen der Sache mit der „Körperverletzung“ erging
bereits ein nationaler Haftbefehl gegen mich. Fünf Monate Knast wegen eines
Fußtritts in den Hintern, weil ich meinen Schäferhund vor massiven weiteren
Attacken bewahrte, das sah ich nicht ein und verkrümelte mich am 03.01.2004
nach Alicante.
Zu der Verhandlung im März 2004 bin ich nicht
erschienen, wo ich problemlos meine Unschuld hätte beweisen können. Die
hätten mich aber wegen des Haftbefehls doch sofort in den Knast gesteckt. Und
im Ausland war ich sicher. Wegen 5 Monaten Knast bekommen die keinen
internationalen Haftbefehl, dachte ich. Deswegen nicht, aber wegen der
fingierten Anschuldigung des vorgetäuschten Versicherungsbetrugs, da klappte
es. Ein internationaler Haftbefehl wurde erlassen und ich wusste nichts davon.
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Ein paar Tage später erhielten meine Schwester und meine
Ex-Freundin vom Finanzamt eine Rechnung von je 125.000.- €, zahlbar innerhalb
von 2 Wochen. Sie legten Einspruch ein und beantragten bis zur Klärung die
Aussetzung der Vollziehung. Darauf reagierte niemand. Bei beiden wurden sofort
die Konten gesperrt und der Lohn gepfändet. Das Finanzamt hatte den
Auflösungsgewinn der GbR so hoch eingeschätzt, woraus diese hohe
Gewerbesteuer-Schuld resultierte. Einkommensteuer war kein Problem, da wir über
500.000.- € Abschreibungswerte vor uns her schoben.
Hätten wir die Immobilien zu den Preisen verkaufen
können, wie das Finanzamt sie schätzte, wären wir auf einen Schlag sehr reich
gewesen. Zum Zeitpunkt der GbR-Auflösung im Jahre 1999 war der Immobilien-Markt
bereits zusammengebrochen und wir konnten nicht mal mehr zum halben Preis die
Wohnungen verkaufen. 40.000 Wohnungen standen in Chemnitz bereits leer. Tendenz
rapide steigend. Kaufbewerber wurden außerdem vom Umfeld abgeschreckt.
Viele fuhren gleich wieder weiter, ohne sich die Wohnungen überhaupt
anzuschauen. Verkaufen konnte ich nichts mehr. Wäre das Haus 1 km und nicht nur
100m vom Jugendzentrum entfernt, wären die Verkaufsverhandlungen durchaus
erfolgreich gewesen.
Ich packte meinen Schäferhund ins Auto und wir fuhren
von Linz nach Sinsheim zu meiner Schwester. Ich brachte ihr Bargeld mit, damit
sie vorerst keine Probleme mehr hatte. Dann ging es wieder zurück nach Linz in
Österreich, wo ich seit Mai eine schöne Wohnung gemietet hatte.
In der darauf folgenden Nacht erlitt ich einen schweren
Schlaganfall. Ich dachte an einen Herzinfarkt. Auf allen vieren kroch ich ins
Treppenhaus und läutete bei meinen Nachbarn mitten in der Nacht Sturm. Dabei
musste ich mich laufend übergeben. Stehen konnte ich auch nicht mehr. Ich war
orientierungslos. Vor der Wohnungstüre meines Nachbarn brach ich zusammen. Als
er öffnete, sagte ich ihm, dass er den Notarzt rufen soll, weil ich einen
Herzanfall oder Kreislaufkollaps hätte. Dann bekam ich nichts mehr mit, ich
wurde bewusstlos. Im Linzer Krankenhaus bin ich dann tagsüber irgendwann
mal aufgewacht. Ein paar Ärzte standen um mich herum. In meinen Armen steckten
Kanülen, die am Tropf angeschlossen waren.
Einer der Ärzte sagte mir, dass ich einen Schlaganfall
erlitten hätte. Ich bekam dies alles wie durch einen Nebel mit. Ich konnte mich
nicht mehr bewegen. Die linke Seite war gelähmt. Sprechen konnte ich nur noch
ganz komisch, weil ich den Mund nicht mehr bewegen konnte. Ich wollte nur noch
schlafen. Irgendwann kam dann mal eine Schwester und weckte mich wieder. Sie
fragte nach meiner Versicherungsnummer bei der Krankenkasse. Klar, die hat doch
jeder im Kopf. Ich bewegte nur den Kopf, zumindest versuchte ich es, weil ich
keinen Laut herausbrachte. Sie fragte dann nach meinem Geburtsdatum und
Wohnsitz. Es muss sehr lange gedauert haben, bis ich ihr das mitteilen konnte.
Zwischendurch bin ich immer wieder eingeschlafen.
Schon wieder wurde ich geweckt. Es waren meine
Nachbarn aus der Linzer Wohnung. Sie brachten mir Kleider und Hygieneartikel
vorbei. Unterhalten konnte ich mich nicht. Sie sagten mir noch, dass sie meinen
Schäferhund ins Linzer Tierheim gebracht hatten. Ich schlief wieder ein. Dann
rüttelte jemand an meinem Bett, so dass ich schon wieder aufwachte. Es waren
nicht die Ärzte. Diese Leute hatten grüne Uniformen an. Ich nickte mit dem
Kopf, auf die Frage, dass ich Siegfried Bauer, geb. am 30.01.1957 bin. Ruck
zuck machten die dann meine Schläuche weg und schoben mich hinaus. An der Tür
stand ein Arzt. Ich fragte ihn so gut es ging, ob er dies verantworten könnte.
Eine Antwort blieb er mir schuldig. Im Erdgeschoss des Klinikums bekam ich nun
ein Einzelzimmer. Nur die Fenster waren vergittert und vor der Türe waren
Beamte im Schichtdienst für mich da. Die passten auf, dass ich nicht weglaufen
konnte.
Jeden Tag kamen die Ärzte vorbei und schauten nach, ob
ich noch lebe. Die dringend erforderliche Weiterbehandlung wurde nicht
durchgeführt. Ich bekam Tabletten und wurde mir selbst überlassen. Die
Schwestern brachten mir das Essen, das ich aber wegen der Lähmung nicht zu mir
nehmen konnte. Man brachte mir ein Blatt Papier und einen Bleistift. Darauf
notierte ich die Telefonnummer und den Namen meiner Schwester, damit sie ihr
Bescheid geben konnten. Die Schwestern fütterten mich nun so gut es ging.
Aufstehen konnte ich nicht. Zum Pinkeln schoben die meinen Penis in eine
Flasche rein. Kacken musste ich Gott sei Dank nicht. Noch nicht. Die meiste
Zeit schlief ich. So ging es ein paar Tage. Immer öfter wurde ich wach. Ich
konnte fast nichts mehr sehen.. Meine Augen schielten ununterbrochen. Ich sah
alles doppelt und dreifach. Dabei drehte sich alles. Lesen konnte ich auch
nicht mehr.
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So oft wie möglich versuchte ich nun, die linken
Körperteile zu bewegen. Schon am nächsten Tag konnte ich wieder die Finger
bewegen, dann den Arm und schließlich auch das Bein. Nur die Lähmung im Gesicht
bekam ich nicht so schnell weg. Ich unterhielt mich mit mir selbst, um die
Gesichtsmuskeln zu trainieren. Auch dies ging immer besser. Trotzdem war die
linke Körperseite immer noch gefühllos. Am nächsten Tag zog ich den Rollstuhl,
der direkt neben dem Bett stand zu mir her. Ich versuchte mich aufzurichten und
in den Rollstuhl zu klettern. Ohne Erfolg. Ich fiel vor das Bett. Nun klammerte
ich mich an den Rollstuhl und ging auf den Knien im Zimmer umher. Bis die
Schwester kam und mir das Essen brachte. Zusammen mit dem „Grünen“ legten sie
mich wieder ins Bett. Auch mit dem Essen klappte es wieder alleine.
Nach drei Wochen Einzelzimmer im Linzer
Arbeiter-Krankenhaus wurde ich in die Krankenabteilung der Linzer JVA verlegt.
Im Zimmer waren noch zwei Artgenossen. Ganz nette Leute. Zur täglichen
Arztvisite, zwei Zimmer weiter, wurde ich mit dem Rollstuhl geschoben. Mein
Zustand verbesserte sich von Tag zu Tag. Mehrere Stunden täglich lief ich im
Zimmer umher, ohne Rollstuhl. Ich hielt mich an den Betten fest und stützte
mich an den Wänden ab. Am Hofgang konnte ich aber noch nicht
teilnehmen. Die Ärztin bekam vom Krankenhaus meine Akte und traute ihren
Augen nicht. Sie sprach von einem medizinischen Wunder. So etwas hatte sie noch
nicht gehört. Auf Grund der Größe meines Schlaganfalls hätte ich nie wieder
gehen können.
Eines Tages wurde ich mit dem Rollstuhl dem
Haftrichter vorgeführt. Solch ein netter Kerl hätte ich auch in Germany gerne
mal gehabt. Er war nicht voreingenommen und sehr korrekt. Ich wollte schnellst
möglichst nach Germany, um die mir zur Last gelegten Vorwürfe aus der Welt zu
räumen. Er veranlasste einen Krankentransport von Linz nach Chemnitz. Ein paar
Tage später wurde ich mit einem österreichischen Krankenwagen von Linz an die
Grenze nach Passau gebracht. Von dort sollte mich ein Deutscher Krankenwagen
nach Chemnitz bringen. Die deutschen Beamten sagten mir, dass der Krankenwagen
schon vor ein paar Stunden abgefahren sei und erst eine Woche später der
nächste käme. Ich könnte mit dem Gefängnis-Transport fahren, dann wäre ich
schon übermorgen in Chemnitz, oder ich warte die Woche im Passauer Knast. Ich
entschied mich für die erste Variante.
Dass der mich nur angelogen hatte, merkte ich zu spät.
Ein Krankentransport war aus Kostengründen nie geplant. Die Fahrt nach Chemnitz
dauerte nicht zwei Tage, sondern über eine Woche. Mit Übernachtungen in
München, Nürnberg und Gera. In Österreich ging alles sehr human zu. Man kam
sich zumindest auf der Krankenstation nicht wie im Gefängnis vor. Doch ab
Passau änderte sich dies sehr schnell. Ich konnte mich ja nur mit viel Mühe auf
den Beinen halten. Gesehen habe ich immer noch nichts, außerdem drehte sich
immer noch alles vor den Augen. Bei der ersten Zwischenstation im Münchner
Knast, wo die Gefangenen nur auf Schub, also Durchreise waren, gab es nur
kaltes Wasser, dreckiges Geschirr vom Vorgänger und einen fürchterlichen Fraas.
Die 6 qm große Zelle teilte ich mir mit einem ca. 20 jährigen Leidensgenossen.
Kein Radio, keine Zeitung. Am späten Abend wurde die Zellentüre aufgemacht und
ein Schließer kam herein. Er fragte nach Siegfried Bauer und ich antwortete. In
den Händen hielt er eine kleine Schüssel mit meinen dringend benötigten
Medikamenten. Ich stand auf und ging auf ihn zu. Nun steckte er seine Hände mit
den Tabletten so weit wie möglich nach oben, so dass ich sie nicht erreichen
konnte. Er träumte bestimmt davon, dass ich jetzt wie ein Geißbock hochspringe,
um meine Tabletten zu bekommen. Wieder so ein gestörter in grüner Uniform,
dachte ich mir und schaute ihn mitleidig an. Nach ca. 1 Minute wurden dem die
Arme wahrscheinlich zu schwer. Jedenfalls lies er seine Schüssel mit den
Tabletten wieder herunter, so dass ich sie nehmen konnte.
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Am nächsten Morgen gab es Marmelade und Tee. Brot
musste man vom Vorgänger nehmen. Das hätten nicht mal die Ratten gefressen. Ich
verzichtete auf das Frühstück. Den ganzen Tag im Bus unterwegs nach
Nürnberg. Zum Trinken gab es 0,2l Fruchtsaft. Eingepfercht und ohne Zirkulation
bei ca. 28 Grad Außentemperatur. Für jemanden, der etwas verbrochen hat, fängt
die Strafe schon hier an. In Nürnberg angekommen, ging es aber wieder recht
human zu. Am nächsten Tag nach Gera, dann weiter nach Chemnitz, Kassberg. Der
ehemalige Stasi-Knast ist uralt und steht unter Denkmalschutz. Hier wird die
Aufbauhilfe Ost sichtbar. Der ehemalige Stasi-Knast wurde mit den neuesten
Sicherheitsvorkehrungen versehen., z.B. mit Kameras und doppeltem Stacheldrahtzaun.
Innen wurden die Duschen erneuert. Die Aufnahme war frustrierend. Doch die
Wärter waren alle schwer in Ordnung. Ich beantragte eine Verlegung in den
Knast-Neubau Reichenhainer Straße in Chemnitz. Hatte mal gehört, dass dort die
Ausstattung besser sein soll. Ein paar Tage später wurde ich dort hin verlegt.
Beim Arzt beantragte ich kurz darauf eine Verlegung in
das Leipziger Haftkrankenhaus, weil sich mein Gesundheitszustand rapide
verschlechterte. Am nächsten Tag wurde ich mit einem Sondertransporter nach
Leipzig, in die Neurologische Abteilung des Haftkrankenhauses gebracht. Die
meisten waren hier auf Entzug mit entsprechenden Auswirkungen. Die Ärzte waren
Spitze. Sie gaben sich große Mühe und schickten mich ab und zu in die
Uni-Klinik für spezielle Untersuchungen. Ein Tag im Haftkrankenhaus kostet
den Steuerzahler fast genau 300.- €. Die Fahrten zur Uni-Klinik und die
speziellen Untersuchungen kosteten den Steuerzahler mehrere tausend
Euro. Mein gesamter Knastaufenthalt kostete den Steuerzahler ca. 60.000.-
€. Und nur, damit die korrupten Chemnitzer Staatsanwälte Genugtuung hatten. Bei
den Milliarden die im Osten versickern, fällt dies aber gar nicht auf. Es kann
ja bei den Zuschüssen für die Schulen und Kindergärten, oder beim ALG II wieder
gespart werden. Oder ganz einfach auf den gigantischen Schuldenberg drauf
gesetzt werden. Wird ja fast immer so gemacht.
In Chemnitz wurde der Termin für die
Gerichtsverhandlung festgelegt. Mit dem VW-Bus und drei Bewachern und einem
Arzt wurde ich von Leipzig nach Chemnitz zur Verhandlung chauffiert. Mein
Pflichtverteidiger, mit dem ich hier zum ersten mal Kontakt hatte, machte zwar
keinen intelligenten Eindruck auf mich, doch ich hatte mich getäuscht. Meine
Schwester organisierte einen zusätzlichen Verteidiger aus Hof. Der wollte mal
mit mir vor der Verhandlung alles durchsprechen, doch beim Wollen ist es
geblieben. Mit meinen Schreiben konnte er nichts anfangen. 10 Minuten hatte ich
Zeit, um mit ihm alles durchzusprechen. Unvorbereitet gingen wir in die
Verhandlung.
In den Gerichtsakten und den Akten, die meine
Verteidiger hatten, fehlten die wichtigsten Unterlagen, die mich sofort vom
Vorwurf des versuchten Versicherungsbetrugs entlastet hätten. Ich bat den
Richter darum, nochmals die Unterlagen nach den Kaufverträgen für die zwei
Unfallmaschinen durchzusuchen, die ich ja bereits der Kripo und der
Staatsanwaltschaft ausgehändigt hatte und die auch bei den Verkäufern überprüft
wurden. Der Staatsanwalt konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Dies fiel
sogar dem Richter auf. In den Gerichtsakten war lediglich der Kaufvertrag über
den neuen Rahmen. Der Richter war sehr clever. Ich hatte den Eindruck, dass er
genau wusste, was gespielt wurde. Mit diesem Richter hatte ich bisher noch
nichts zu tun. Er kam aus Westdeutschland. Ihm habe ich aber sehr viel zu
verdanken. Auf Grund der Tatsache, dass alle Unterlagen zu meiner Entlastung
„fehlten“, konnte er keinen Freispruch erwirken. Der Staatsanwalt beharrte auf
drei Jahre Knast. Meine Anwälte forderten die Strafaussetzung zur Bewährung.
Der Richter bat meine Anwälte und den Staatsanwalt in
sein Richterzimmer zur Beratung. Der Staatsanwalt rückte aber nicht von seinem
Antrag auf 3 Jahre Knast ohne Bewährung ab. Solch eine Gelegenheit bekommen die
ja nie wieder. Der Richter sprach das Urteil. 3 Jahre Knast auf Bewährung. Ich
freute mich zu früh. Der Staatsanwalt ging in Berufung. Aus diplomatischen
Gründen legte mein Anwalt auch Berufung ein. Hier zeigte mein Anwalt, was er
kann, dass er sein Geld doch wert war. Er telefonierte zig mal mit dem
Staatsanwalt und dem Richter. Letztendlich zog der Staatsanwalt und dann auch
mein Anwalt den Antrag auf Berufung zurück. Das Urteil wurde rechtskräftig.
Damit kann ich leben. Ich war damals fest entschlossen, eine Wiederaufnahme des
Verfahrens zu erwirken und dem Gericht alle Unterlagen zur Verfügung zu
stellen, die zu meiner Entlastung führen und somit das Urteil ganz aufgehoben
wird.
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Ende November 2004, also nach fast genau 4 Monaten
Knast, lies ich mich wieder nach Chemnitz zurückverlegen, da eine vorzeitige
Entlassung nur von dort aus möglich war. Vier Tage später kam ein Schließer in
die Zelle und sagte, dass ich alles zusammenpacken soll. Aus gesundheitlichen
Gründen wurde ich ein paar Tage früher entlassen. Zu meiner Wohnung, ca. 10 km
entfernt, ging ich zu Fuß und holte meinen Schäferhund ab, der dort so lange in
Pflege war. Total abgemagert kam er auf mich zu. Kein Anzeichen von Freude. Er
war sauer, weil ich ihn so lange allein gelassen hatte.
Ein Mieter fuhr uns nach Sinsheim, zu meiner
Schwester, wo wir einen Monat wohnten, bis ich dort eine Wohnung fand.
Eigentlich wollte ich eine Wohnung in Heidelberg. Für mich die schönste Stadt
Deutschlands. Und dass die Leute dort intelligenter sind, als im übrigen Teil
Deutschlands, merkt man schnell. Doch bei der Wohnungssuche waren die anderen
Bewerber immer schneller, so dass ich ein Mietangebot in Sinsheim annahm. Nach
Heidelberg fuhr ich zwei oder dreimal wöchentlich. Dort praktizieren
hervorragende Ärzte, die nicht unwesentlich zu meiner Genesung und Wohlbefinden
beigetragen haben.
Im Juni 2005 bin ich wieder nach Schwäbisch Hall
umgezogen. Im Juli musste ich auf Anweisung der BFA 4 Wochen in einer
Reha-Klinik am Bodensee verbringen. Danach bekam ich einen Rentenbescheid. Die
BFA attestierte mir 100% Erwerbsunfähigkeit. Im August baute ich meine
ganze Internet-Technik in einem neuen Studio in Schwäbisch Hall auf. Dies
dauerte alles sehr lange, da mein Gehirn nicht so funktionierte, wie es für
diese Tätigkeit erforderlich wäre. Aber es hat dann doch noch geklappt. Diese
Tätigkeit ist das beste Therapie-Programm, das ich mir vorstellen kann.
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In den letzten 10 Jahren habe ich so viel Literatur
über den misslungenen Aufbau-OST gesammelt, dass ich drei Ordner damit füllen
konnte. Mein Gehirn funktioniert aber noch nicht so gut, dass ich dieses
gesammelte Werk bereits jetzt in diesem Buch umsetzen und darstellen kann. Also
gibt es in 1 – 2 Jahren eine umfangreichere Ausgabe. 5 Millionen Arbeitslose, tatsächlich
aber über 7 Millionen, und dies schon seit mehreren Jahren, jeden Tag kommen
1000 neue Arbeitslose dazu, das verkraftet auch nicht unsere Volkswirtschaft.
Ich erkenne einen eindeutigen Zusammenhang zwischen
Korruption und Arbeitslosigkeit. Eine kleine Bevölkerungsschicht wird immer
reicher und eine immer größere verarmt. Fast der gesamte Mittelstand hat
kapituliert. Was Generationen aufgebaut haben, wurde in ein paar Jahren
vernichtet. Ehrlichkeit zahlt sich nicht mehr aus. Stattdessen breiten sich
Mafiastrukturen aus, immer begleitet von einer Schar von Rechtsanwälten, die
der Illegalität zum Recht verhelfen. Ackermann und Co sind ein gutes Beispiel
dafür.
Und so lange es Länder wie Monaco, Liechtenstein und
die Schweiz gibt, wo die betrügerisch angeeigneten Milliarden anonym gebunkert
werden, die ihren Wohlstand ausschließlich den illegalen Geschäften und der
Korruption zu verdanken haben, wird sich auch nichts ändern. Diese Länder leben
sehr gut vom „Blutgeld“, das den ehrlichen Leuten abgezockt wird.
Länder wie Österreich haben den wirtschaftlichen
Vorteil einer Globalisierung erkannt und reagiert. Die haben auch
Vollbeschäftigung und eine sehr geringe Staatsverschuldung. Und 2005 hatte
Österreich die meisten Emigranten seit dem 2.Weltkrieg. Die meisten aus
Deutschland. Sonst hätten wir noch mehr Arbeitslose. Fachleute schätzen dieses
Jahr eine Verfehlung des Maastricht Vertrages um 1%. Nur durch das Verscherbeln
des Tafelsilbers könnte dieser Wert um ein paar zehntel reduziert werden. Und Herr
Eichel, der sich auch keine Arbeitsplätze aus dem Ärmel schütteln kann, wollte
dieses Jahr endlich mal wieder die Kriterien des Maastricht Vertrages
einhalten. Für das Jahr 2006 erwarten Fachleute bereits eine Verfehlung des
Maastricht Vertrages um über 3%. Auch wenn die Schönfärberei der Regierung uns
etwas anderes vorgaukeln will, ändert dies nichts an der Tatsache.
Der aktuelle Schuldenstand der öffentlichen Haushalte
beträgt 1,5 Billionen Euro. Und jede Sekunde kommen 2.300.- € dazu. Wenn
bereits 60% der Steuereinnahmen für die Zinszahlungen und Rentenzuschüsse
aufgewendet werden, bleibt immer weniger Spielraum für Investitionen und
Reparaturen.
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Die Finanzmittel zur Instandhaltung von öffentlichen
Gebäuden und Brücken wurden auf ein Minimum reduziert. Auch wenn die
erste Brücke einstürzt, kann dieses Problem nicht behoben werden. Dann werden
Brücken gesperrt. Das Straßennetz in Westdeutschland ist in einem desolaten
Zustand. Es wird nur noch geflickt, weil für eine erforderliche Instandsetzung
schon lange kein Geld mehr da ist.
Good bye Germany, der Zusammenbruch lässt nicht mehr
lange auf sich warten. Dann habe ich einen Grund, wieder mal so richtig doll zu
feiern.
Schwäbisch Hall, den 25.10.2005
Siegfried Bauer